Was würde Jesus heute tun?
2008 erschienen die „Jerusalemer Nachtgespräche“ von Kardinal Carlo M. Martini. In einem Interview mit dem österreichischen Jesuiten Georg Sporschill geht er den großen Fragen des christlichen Glaubens und der Kirche in unserer Zeit nach: Was würde Jesus heute tun? Wohin führt der Weg der Religionen?
Für mich war dieses Buch damals eine Lektüre der Ermutigung und Hoffnung. Kardinal Martini gibt da eine ganze Reihe von Anregungen. Seiner Meinung nach ist die Kirche in den Wohlstandsländern in Europa und Amerika müde geworden: Es gibt Gemeinden, in denen wir keine Jugendlichen mehr antreffen. Wir können nicht übersehen, dass die Kirche in den letzten Jahrzehnten viele junge Menschen verloren hat. Ich frage mich, wie wir sie wiedergewinnen können? Wo lernen sie beten? Wo lernen sie Gott kennen?‘ (vgl. S. 50 f.).
„Ich will eine offene Kirche, eine Kirche, deren Tore für die Jugend offen sind, eine Kirche, deren Blick in die Weite gerichtet ist. Attraktiv wird die Kirche nicht durch Anpassung und lauwarme Angebote. Ich vertraue dem radikalen Wort Jesu, das wir in unsere Welt hinein übersetzen müssen: als Lebenshilfe, als frohe Botschaft, die Jesus bringen will. Übersetzen heißt verharmlosen“ (S. 125 f.).
Über den Autor
Theo Paul ist Generalvikar und damit Stellvertreter des Bischofs und Leiter der Verwaltung des Bistums. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.
Die Träume und Anregungen von Kardinal Martini hat Papst Franziskus in den vergangenen vier Jahren ernstgenommen. Er spricht von einer bescheidenen Kirche, er lebt sie uns vor. In seinen morgendlichen Predigten bringt er jeden Tag das Wort Gottes zum Klingen. In seinem Schreiben „Evangelii gaudium“ und in der Enzyklika „Laudato Si‘“ hat er ein weltweites Interesse ausgelöst, besonders auch außerhalb der Kirche. Noch nie bin ich von Nichtgläubigen mit so viel Wohlwollen auf einen Papst angesprochen worden. Ich bin sehr dankbar, Papst Franziskus erleben zu können.