Weihnachten – jetzt schon???
Nein, dieser Beitrag ist kein Plädoyer für Spekulatius im Oktober im Supermarkt. So toll finde ich die nun wirklich nicht. Und ich habe auch noch gar keine Lust darauf – viel zu früh! Jetzt gibt es erstmal Pflaumenkuchen und Kürbissuppe, neuen Wein und Zwiebelkuchen.
Nicht zu früh ist es allerdings, sich jetzt schon Gedanken darüber zu machen, wie wir in unseren Gemeinden in diesem Jahr Weihnachten unter Corona-Bedingungen feiern wollen – denn das Fest wird in diesem Jahr anders sein. So tauschte ich mich auch mit einer Freundin aus einem Nachbarbistum darüber aus, wie sie es denn an Weihnachten mit Gottesdiensten und so halten. Sie erzählte von ihrem Vorhaben, zusammen mit anderen Leitern und Leiterinnen von Wort-Gottes-Feiern „Weihnachten XXL“ zu feiern. Die Idee ist eigentlich ganz einfach: An Weihnachten und Silvester werden viele aufgrund von Teilnehmerbegrenzungen nicht zu Gottesdiensten in unseren Kirchen kommen können – warum dann nicht wenigstens zwischen den Jahren noch zu entsprechenden weihnachtlichen Gottesdiensten einladen? Immerhin umfasst die Weihnachtsoktav acht Tage – die könnte man doch dieses Jahr einfach mal voll und ganz ausnutzen! Und damit all denen eine Chance geben, die an den Feiertagen selbst keinen Platz in der Kirche bekommen haben.
Ja, natürlich, es ist nicht das Gleiche, als wenn man an Heiligabend in die Kirche geht – aber in den eher ruhigen Tagen zwischen den Jahren in einer weihnachtlich festlich geschmückten Kirche dem Geheimnis des Festes ein wenig nachspüren, vielleicht am Schluss doch zwei Strophen von „Stille Nacht“ singen, sich den Segen Gottes zusagen lassen – das hätte doch was!
In vielen Gemeinden ist die Zeit zwischen den Jahren eher „gottesdienstfrei“ – aber wenn in diesem Jahr eben nur wenige Menschen an den Weihnachtsgottesdiensten teilnehmen können, warum dann nicht an den Tagen nach dem Fest noch entsprechend weihnachtlich nachfeiern? Es muss ja nicht am Pfarrer hängenbleiben – in den meisten Gemeinden gibt es inzwischen bewährte Leiter*innen von Gottesdiensten, die eine Andacht vorbereiten, ein Taizé-Gebet oder eine Wort-Gottes-Feier leiten können. Und dafür muss auch nicht extra die Küsterin kommen – und statt Orgel kann man auch mal auf Blockflöten oder Gitarren zurückgreifen oder auf eine CD. Es braucht ja kein feierliches Hochamt sein – aber eine halbe Stunde mit Kerzenlicht, ein paar guten Gedanken, einem Text aus der Bibel, einem Gebet, dem Segen.
Wenn derzeit „alles“ eben grad nicht möglich ist, dann muss die Alternative ja nicht „nichts“ sein, sondern kann durchaus „ein bisschen“ heißen – und auch aus Wenigem kann man viel machen.
Wenn Weihnachten in unseren Kirchen am Fest selbst nicht für alle möglich ist, dann feiern wir es einfach acht Tage lang nach – XXL eben.
Über die Autorin
Andrea Schwarz ist Schriftstellerin, war lange Jahre pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück und lebt im Emsland. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!
Und in unserem Gespräch kam uns dann gleich noch eine Idee: der „Weihnachts-Trecker“! Wenn Menschen an Weihnachten nicht in die Kirche kommen können – na gut, dann bringen wir Weihnachten eben zu den Menschen! Zugegeben, das haben wir ein bisschen von einer großen Getränkemarke geklaut, die mit ihrem Weihnachts-Truck von Ort zu Ort fährt. Einen Lastwagen haben Pfarrgemeinden in der Regel zwar nicht – aber gerade auf dem Land ausreichend Trecker! Da könnte man doch einen Anhänger mit Lesepult und Verstärker-Anlage ausstatten, ihn mit viel Tannengrün weihnachtlich dekorieren, einen großen leuchtenden Stern aufhängen. Man könnte eine Krippe darauf aufbauen – und vielleicht findet sich ja ein Posaunist, der vom Anhänger herunter „O du fröhliche!“ bläst? Und dann macht man sich mit einer Kiste mit kleinen Geschenken und der kopierten Weihnachtsgeschichte oder einem schönen Text auf den Weg. Der Trecker würde von Ort zu Ort fahren und an größeren Plätzen gibt es eine kleine Andacht mit Lied und Segen, zu der alle eingeladen sind. Und dann könnte man auch noch vor dem Pflegeheim kurz anhalten – und in der Stadt vielleicht bei der Feuerwache: „Wir bringen Weihnachten vorbei! Gesegnete Festtage!“
Klar, solche Aktionen kosten Kraft und Zeit, aber können durchaus auch Spaß und Freude machen, übrigens nicht nur denen, die als Teilnehmende dazu kommen, sondern auch denen, die so etwas vorbereiten. Wir beide jedenfalls bekamen schon ganz viel Lust darauf, als wir ein wenig daran rumdachten.
Aber das Allerschönste dabei wäre es eigentlich, wenn die Pfarrsekretärin im Dezember am Telefon sagen könnte: „Nein, tut mir leid, für die Christmette sind keine Plätze in der Kirche mehr frei, aber am 1. Feiertag kommt um 15.30 Uhr der Weihnachts-Trecker zu uns – und Gottesdienste feiern wir in der Zeit jeden Abend um 19.00 Uhr. Dann kommen Sie doch einfach am 27.12. oder an einem anderen Abend zur Kirche!“
Ich finde, einen Versuch ist es wert. Ich wäre dabei.
Das ist nochmal eine tolle Idee. Daraus ließe sich kreativ sehr viel machen, einmal machen, vielfältig wiederverwenden. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch förderlich ist für Solidarität, Gemeinschaft und Zusammenhalt, natürlich unter Hygienevorschriften!
Danke für die Idee, denn was wär Weihnachten ohne die Kirche!
Liebe Frau Langeborg,
bitte, gerne!!! Und ich würde mich sehr freuen, wenn die Idee dazu anstiften könnte, nicht nur auf die Christmette am Heiligabend zu schauen, sondern auch ein wenig „drumherum“ zu denken.
Ihnen jedenfalls viele gute kreative Einfälle – und viel Freude beim gemeinsamen Umsetzen! Mit herzlichen Grüßen, Andrea Schwarz