Weitergehen mit Gott

Weitergehen mit Gott
Bild: pixabay.com, Joe

Hört dieses Wort, die ihr die Armen verfolgt und die Gebeugten im Land unterdrückt! Ihr sagt: Wann ist das Neumondfest vorbei, dass wir Getreide verkaufen, und der Sabbat, dass wir den Kornspeicher öffnen können? Wir wollen das Hohlmaß kleiner und das Silbergewicht größer machen, wir fälschen die Waage zum Betrug, um für Geld die Geringen zu kaufen und den Armen wegen eines Paars Sandalen. Sogar den Abfall des Getreides machen wir zu Geld. Beim Stolz Jakobs hat der Herr geschworen: Keine ihrer Taten werde ich jemals vergessen.

Amos 8,4-7 

 

Der Zorn ist ein Gefühl, womit wir als Menschen uns schwertun. Und noch schwerer tun wir uns, wenn dieses Gefühl im Ersten Testament mit Gott in Verbindung gebracht wird – schließlich ist es doch die Sanftmut des Lammes am Kreuz, die unser Herz erweicht. „Wie kann der Gott der Liebe zornig sein?“ „Mit einem solchen Gott will ich nicht zu tun haben!“ – Solche Reaktionen habe ich öfters in Bibelgesprächen gehört.

Im Buch des Propheten Amos spielt der Zorn (und sogar die Rache) eine große Rolle, wie im Textausschnitt der heutigen ersten Lesung. Gegenüber Betrug und Fälschung von Händlern, die von der Not der Bedürftigsten profitieren wollen, versteht Gott (durch die Worte des Propheten) keinen Spaß: „Keine ihrer Taten werde ich jemals vergessen“. Ungerechtigkeit und radikalen Egoismus kann demnach Gott nicht einfach so „vergeben“. Weil Betroffene und Leidende unter diesem Misshandeln leiden.

Diese Vorstellung von Gott, die der Prophet beschreibt, teile ich in diesen unseren Tagen, die unter anderem von Energiekrise, Krieg und Pandemiefolgen gezeichnet sind und sie lässt mich nicht still sein. Es scheinen sich in Krisenzeiten diese Situationen zuzuspitzen wie in L’Aquila, einer meinen beliebtesten Städte Italiens, als sich direkt nach dem schrecklichen Erdbeben 2009 viele Spekulanten und Profiteure gefreut haben und wie Heuschrecken über die Bauaufträge und den entsprechenden Profitmöglichkeiten hergefallen sind, oder jüngst bei der Maskenaffäre. Und so gibt es anscheinend auch heute Spekulationen, um von der Energie- und Kriegskrise zu profitieren. Es gibt wohl einige, die von der Situation profitieren möchten und das verantwortungslos auf dem Rücken der Schwächsten und Schwächeren in unserer Gesellschaft austragen lassen.

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Welche Ungerechtigkeiten nehmen Sie in Ihrem Lebenskontext wahr? Welche Haltung haben Sie gegenüber solchen Übergriffen? Aus der Lesung aus dem Prophetenbuch Amos dürfen wir mitnehmen, dass Wut aus Leidenschaft für Gerechtigkeit richtig und wichtig sein kann. Sie bringt Bewegung ins Spiel, sie rüttelt an unserer Trägheit und Bequemlichkeit. Eine Herausforderung ist es, sie zu kanalisieren und sich nicht zu frustrieren. Ergreifen Sie die Möglichkeiten in Ihrem Alltag und in Ihrer Freizeit, sich einzusetzen für Andere? Vielleicht tatsächlich auch bevor Sie das eigene Schäfchen in Sicherheit bringen? Unser Gott würde es so machen. Und wenn wir alle ein Stückchen weitergehen, dann bewegt sich doch etwas.

Roberto Piani