Wie Jesus durchs Leben gehen

Fußabdruck im Sand
Bild: unsplash.com, Pascal Müller

In jener Zeit betete Jesus für sich allein und die Jünger waren bei ihm. Da fragte er sie: Für wen halten mich die Leute? Sie antworteten: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elíja; wieder andere sagen: Einer der alten Propheten ist auferstanden. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Petrus antwortete: Für den Christus Gottes. Doch er befahl ihnen und wies sie an, es niemandem zu sagen. Und er sagte: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er muss getötet und am dritten Tage auferweckt werden. Zu allen sagte er: Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.

Lukas 9,18-24

Für wen sollen wir Jesus halten? Petrus weiß die theologisch korrekte Antwort: Er ist der Christus – fertig! Und doch wäre es leicht-fertig, es dabei zu belassen. Als Christ zu leben erfordert mehr als ein Bekenntnis, es bedeutet Nachfolge: so wie Jesus durchs Leben gehen – mit offenen Augen und mit einem offenen Herzen für andere, vor allem für Benachteiligte. Sich von ihrer Not nicht runterziehen, aber doch berühren lassen. Zu Mitleidenden werden und zugleich gegen das Leid angehen. Einander die Kreuze tragen helfen, die zu tragen sind, und einander von den Kreuzen befreien, die nicht sein müssten.

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Was ich nicht unhinterfragt stehenlassen kann: die Aufforderung „verleugne Dich selbst“. Wie vielen Menschen mangelt es an Selbstwertgefühl? Oft liegt das auch an einer vermeintlich „christlichen“ Erziehung. Selbstüberhöhung und rücksichtsloser Egoismus sind nicht gut, keine Frage. Sich klein machen, sich verleugnen tut aber auch nicht gut. Groß-artig hat der Schöpfer uns gewollt und gemacht. Er denkt an uns, steht zu uns – das sollten wir ihm gleichtun und an andere, aber auch an uns selbst denken, zu uns stehen. Um zu erahnen, was Jesus vielleicht mit Selbstverleugnung meint, lasst uns schauen, was er macht: Er kreist nicht um sich selbst, er geht auf andere zu, er geht auf ihre Bedürfnisse, auch auf ihre Nöte ein. Jeder Tag gibt genügend Gelegenheit, es ihm nachzutun, es immer wieder neu zu versuchen …

Martin Splett, Seelsorger in der Magdalenen-Klinik bei Osnabrück