Wie lange noch?
Wie lange noch? Das ist eine der meistgestellten Fragen in den uralten Gebeten des Volkes Israel, den Psalmen. Wie lange noch? ist auch heute, in der Pandemie, eine sehr häufig gestellte Frage. Die Menschen in aller Welt warten darauf, sich wieder ohne Abstand und Einschränkungen begegnen zu können.
Wie lange noch? Diese Frage erinnert mich schon jetzt an die besondere Zeit, die uns in Kürze bevorsteht: an den Advent. Wie werden die gut vier Wochen der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest in diesem Jahr sein? Der Weihnachtsmarkt wird nicht wie gewohnt stattfinden können. Das Riesenrad vor dem Dom, auf das ich jeden Tag aus meinem Fenster schaue, steht still. Es wartet auf Bewegung; es will Menschen hinauf- und hinuntertragen, es will ihnen neue Blicke auf die Stadt gewähren.
In der Kirche überlegen wir schon gut, wie der Advent gestaltet werden kann unter vielleicht schon offeneren Bedingungen als jetzt. Auf jeden Fall wollen wir an den Samstagabenden um 19 Uhr weiter den Sonntagsgottesdienst per Live-Streaming aus dem Dom übertragen. Die Zahl der Menschen wächst, die dann auf diese Weise einen gemeinsamen Weg durch den Advent gehen, begleitet von den großen Verheißungen aus der Heiligen Schrift, begleitet auch von vielen Adventsgestalten wie Maria, Johannes, Nikolaus, Barbara, Franz Xaver und Ambrosius. Auch die offenen Kirchen laden ein mit Krippen, die schrittweise aufgebaut werden, mit kurzen Gebetszeiten und Gottesdiensten.
Über den Autor
Franz-Josef Bode ist unser Bischof und Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2010, damals als erster deutscher Bischof, schreibt Bode in unserem Bistumsblog über Begegnungen und Gedanken aus seinem bischöflichen Alltag.
Es gibt viele digitale Möglichkeiten, das Wort Gottes miteinander zu teilen oder sich Texte und Gebete der Hoffnung zuschicken zu lassen. Auch die abendliche Anbetung im Dom zu Osnabrück hat wieder begonnen (jeden Montag gegen 19.45 Uhr nach der Abendmesse). Und erst recht lädt der Advent ein, sich besonders der Einsamen und Traurigen zuzuwenden, durch Besuch, wo es möglich ist, oder per Telefon und anderen Kommunikationsmitteln. Erinnern wir uns an die Fastenzeit in diesem Corona-Jahr, wo so viele Ideen geboren wurden, die auch für den Advent gut sind, zumal die dunkle Jahreszeit die Bedeutung des Lichts auf neue Weise unterstreicht.
Weihnachten, das Fest der Menschwerdung Gottes, hat seinen Anweg in der Sehnsucht der Menschen nach dem immer Größeren und Anderen. Da zielt die Frage „Wie lange noch“? nicht zuerst auf die Dauer der Pandemie, sondern auf Gott, der uns entgegenkommt. Wenn es in diesen aktuell so unvergleichlichen Zeiten eine Zeit der Sehnsucht und Hoffnung gibt, dann ist es der Advent.
Ich wünsche mir, dass viele den Advent gut auskosten. Dann wird Weihnachten in diesem Jahr zu der intensiven Erfahrung, dass Gott auch diese ganze Lebenssituation mit uns teilt. Mit weniger Advents- und Weihnachtsrummel leuchtet das Licht der Krippe ja vielleicht besonders hell. Ich freue mich drauf!
Ich wohne zwar in Stuttgart,bekomme aber alle guten bischöflichen Worte vom Enkel zugesandt,Vergeltung Gott,sie tun so gut,all die guten Gedanken.
Herzlichen Dank, Herr Bischof Bode! Ich finde mich sehr gut wieder in Ihren Gedanken. Der Advent ist in diesem Jahr ein echter und auch harter Advent. Mögen die Mühen und Schmerzen die Wege werden, auf denen Gott uns begegnet und trösten wird. Ich wünsche Ihnen Gottes spürbaren Segen und grüße Sie herzlich! Dirk Salzmann, Pastor aus Gütersloh
Lieber Bischof Bode,
auch wenn diese Adventszeit ohne Chormusik von Bach oder Herzogenberg im Dom anders sein wird. Es wird Advent sein.
Danke für diese wunderbaren mutmachenden Gedanken.
Mit herzlichen Grüßen aus der Ökumene.