„Wir wollen Menschen für eine dienende Kirche begeistern“

Der Diakon verkündet die Frohe Botschaft - das Evangelium. Hier Diakon Carsten Lehmann im Gedenkgottesdienst für Papst Franziskus im Osnabrücker Dom.
Der Diakon verkündet die Frohe Botschaft - das Evangelium. Hier Diakon Carsten Lehmann im Gedenkgottesdienst für Papst Franziskus im Osnabrücker Dom. Bild: Bistum Osnabrück

Seit 50 Jahren gibt es im Bistum Osnabrück Ständige Diakone. Ansgar Maul, der Sprecher dieser Berufsgruppe, erklärt welche Aufgaben er und seine Kollegen haben, was das „ständig“ bedeutet und wie dieser Dienst den Menschen hilft. Und eine Liebeserklärung an seine Frau macht er auch.

Was tut ein ständiger Diakon? Und warum ständig?

Wenn ich diese Formulierung von ständig höre, muss ich immer grinsen. Wir Diakone untereinander witzeln und sagen, dass wir anständige Diakone und nicht unanständige sind. Aber natürlich ist das nicht gemeint. Wir Diakone sind zu Ständigen Diakonen geweiht und bleiben es ein Leben lang. Nicht so wie Priesteramtskandidaten, die erst zu Diakonen und später zu Priestern geweiht werden. Der Stamm im Wort „ständig“ ist Stand. Und das gefällt mir. Denn wir Diakone stehen an der Seite der Menschen, denen es nicht gut geht, die an den „gesellschaftlichen Rändern“ zu finden sind und die Papst Franziskus wieder in die Mitte der Kirche geholt hat. So sind Diakone zum Beispiel in der Krankenhausseelsorge, Notfallseelsorge, bei den Tafeln, in der Caritas, sozialen Brennpunkten, Trauerbegleitungen und vielem mehr tätig. Diese Erfahrungen und Begegnungen bringt der Diakon in den Gottesdienst ein. Er verkündet die frohe Botschaft – das Evangelium – und legt es in der Predigt aus. In der Liturgie stehen wir für den dienenden Christus. Diakone sind das Auge und Ohr des Bischofs. Sie sollen auf die Ängste, Sorgen und Nöte der Menschen und auf Missstände hinweisen. Ich gebe zu, manchmal sind wir zu leise.
Ein großes Geschenk ist für mich, dass wir Diakone das Sakrament der Taufe spenden und den heiligen Bund der Ehe bestätigen können. In den Sakramenten wird Gottesliebe sichtbar, spürbar und erlebbar. Dieses mit den Menschen zu feiern, ist einfach wunderbar.

50 Jahre Ständiger Diakonat – was gibt`s da zu feiern?

Ich bin davon überzeugt, dass die Kirche ohne Diakone ärmer sein würde. Deshalb feiern wir dieses Jubiläum. Nicht um uns selbst zu feiern, sondern Menschen für eine diakonische Kirche zu begeistern und sich dafür einzusetzen, dass Gottes Liebe in allen Menschen groß werden kann und ein jeder von uns spürt, gewollt, einzigartig und wertvoll zu sein. Denn wir sind geliebte Kinder Gottes! Darum bitten wir, besonders an unserem Jubiläum, um Gottes Segen!

Weitere Infos

  • Das Zweite Vatikanische Konzil hat das Diakonen-Amt wieder neu eingeführt. Die ersten Ständigen Diakone wurden am 28. April 1968 im Erzbistum Köln geweiht. Am 19. Mai 1975 folgte die Weihe der ersten Ständigen Diakone im Bistum Osnabrück.
  • Heute gibt es insgesamt 62 Ständige Diakone im Bistum Osnabrück, die aktiv ihren Dienst ausüben. Davon sind mehr als die Hälfte, 33, im Zivilberuf.
  • Das Jubiläum feiern die Ständigen Diakone am Samstag, 17. Mai, unter anderem mit einem Gottesdienst um 11 Uhr im Dom St. Petrus.

Es gibt auch Ständige Diakone im Zivilberuf. Was heißt das?

Das heißt, sie haben einen Beruf und schenken ihrer Berufung einen großen Teil ihrer „freien“ Zeit. Diakone, besonders Diakone mit Zivilberuf, sind ein großes Geschenk für die Kirche. Der Diakon im Zivilberuf kommt in seiner weltlichen Tätigkeit über die Kolleginnen mit verschiedensten Menschen unmittelbar in Kontakt. Er ist noch einmal anders präsent als hauptamtliche Diakone im Kontext der Kirche. Diakone im Zivilberuf werden von ihren Arbeitskolleginnen ganz anders angefragt und beobachtet und so geben sie jeden Tag neu ein Glaubenszeugnis und stehen für Kirche und ihren Auftrag ein, was nicht immer leicht ist.

Ist das Ständige Diakonat ein Erfolgsmodell?

Aber sowas von. Ich kenne kein Besseres (lacht). Vor etwa zehn Jahren gab es eine deutschlandweite Pastoralstudie. Pastorale Mitarbeiterinnen aller Berufsgruppen konnten anonym daran teilnehmen. Es wurden in dieser Studie auch Fragen nach der Zufriedenheit im Beruf gestellt. Dabei kam heraus, dass die Berufsgruppe der Diakone die zufriedenste Gruppe ist. Das kann ich nur bestätigen. Der größte Anteil der Diakone ist verheiratet. Einige Diakone haben sich für ein zölibatäres Leben entschieden und es bei der Weihe versprochen. Eine Weihe der verheirateten Diakone ist laut Diakonenordnung frühestens mit 35 Jahren möglich. Sie sollen sich in Beruf und Ehe bewährt haben, so steht es dort. So erinnere ich mich sehr gerne an meinen eigenen Berufsweg. Früh habe ich meine Frau kennengelernt und mich total verliebt. Und das ist bis heute so. Einfach nur schön. So durften wir eine Familie gründen und gemeinsam durchs Leben gehen. Doch in mir war immer ein Ruf, sich an Kirche zu binden. Dieser Ruf wurde in mir immer lauter und nach einigen klärenden Gesprächen sind wir gemeinsam den Weg der Ausbildung gegangen. Ich sage absichtlich gemeinsam. Denn ohne die Rückenstärkung meiner Frau wäre ich diesen Weg nicht gegangen. Es ist so schön gemeinsam durch das Leben zu gehen und ein gutes, ehrliches und manchmal auch ein mahnendes Gegenüber zu haben. Ohne meine Frau wäre ich nicht der, der ich jetzt bin. Der Weg zum und mit dem Diakonat, gemeinsam mit meiner Frau Lisa unterwegs zu sein, ist für mich ein ganz großes Geschenk. Danke!

Was würden sie ändern, wenn Sie könnten?

Diakon Ansgar Maul
„Die ersten Ständigen Diakone wurden am 28. April 1968 im Erzbistum Köln geweiht – das Datum vergesse ich nicht, es ist mein Geburtstag“: Diakon Ansgar Maul

Ich würde mir wünschen und es gerne ändern, dass alle pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihren Dienst an und mit den Kranken ausüben, das Sakrament der Krankensalbung spenden können. Ich wünsche mir, dass wir gerade dieses großartige Sakrament der Krankensalbung wieder heben und aus der Ecke holen können, statt es „nur“ als Sterbesakrament zu sehen. Es geht doch um Stärkung auf einem Krankheitsweg. Für mich ist es eine wohltuende Vorstellung, dass zum Beispiel bei Feststellung einer Krankheit, Seelsorgerinnen und Seelsorger als spürbare Zusage Gottes dieses Sakrament dem Kranken spenden. Das er aufgerichtet und gestärkt, mit seinen Angehörigen, begleitet durch die Seelsorgerinnen, seinen eigenen Weg gehen kann. Auch bis zum Tod.
Ich wünsche mir, dass Lebenswirklichkeiten in unserer Kirche mehr Platz haben. Das Kirche bunter wird. Und ganz besonders wünsche ich mir die Zulassung für Frauen zu den Weiheämtern. Ich durfte zwei Frauen aus unserem Bistum näher kennenlernen, die den Ausbildungsweg zur Diakonin gegangen sind. Es ist motivierend zu sehen, wie sie ihre diakonale Berufung leben und versuchen, christliche Nächstenliebe ein Gesicht zu geben. Gerade heutige aktuelle Kirchenstudien zeigen, dass eine Kirche, die sich für benachteiligte Menschen einsetzt, von der Gesellschaft wahrgenommen, gewollt und unterstützt wird. Leben wir das Evangelium in Wort und Tat!

Welches Ereignis in Ihrer Laufbahn als Diakon ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Natürlich fallen mir sofort extreme Situationen ein, die ich als Notfallseelsorger erlebt habe. Diese Katastrophen mit den Angehörigen auszuhalten und bei ihnen zu sein, ist ein wichtiger Dienst. Auch wenn man sich in diesen Situationen selber hilflos und nicht selten überfordert fühlt. Aber weiterhin für diese Aufgabe zu stehen, ist, so denke ich, sinnbildlich für meinen Dienst. Doch das Entscheidende ist für mich die Verankerung im Gebet und der Zusage Gottes zu vertrauen, in diesen schwierigen Situationen nicht allein zu sein. So komisch es klingen mag, in der Reflexion kann ich spüren, ich war dabei nicht allein. Das gibt mir Kraft und Zuversicht. Möge Gott mir weiterhin diese Kraft und Energie für diesen Dienst schenken.