Zeichen des Lichts

Licht, Schatten
Bild: pixabay.com, IPING

Als Jesus hörte, dass man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, zog er sich nach Galiläa zurück. Er verließ Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali. Denn es sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Das Land Sebulon und das Land Naftali, die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa: Das Volk, das im Dunkel lebte, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen. Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. 
Matthäus 4,12-17

 

Eigentlich gehören Licht und Dunkelheit immer zusammen. Ohne Dunkelheit könnte man sich gar nicht über das Wärme ausstrahlende Licht einer Kerze freuen, und würde sie sogar nicht einmal bemerken. Die Dunkelheit bleibt hingegen ohne Licht eine form- und orientierungslose Entität. Das obige Evangelium nimmt Bezug auf diesen Kontrast und lädt uns ein, Licht in unseren Dunkelheiten zu erkennen.

Der Anfang dieser Bibelstelle ist ziemlich düster: Es geht um Gefängnis, um die Verfolgung von Johannes dem Täufer. Später wird er erbarmungslos enthauptet. Keine friedlichen Zeiten.
Jesus selbst ist sich dessen bewusst. Und er handelt realistisch: Für den Anfang seines öffentlichen Lebens wählt er, sich nicht direkt „in die Löwengrube“ zu begeben, sondern er macht sich auf nach Galiläa, seine Heimat.

Dort erwartet ihn allerdings kein heimatliches Kuschelbett und auch kein heller Moment: Da es selbst dort keine Sicherheit mehr gibt, muss er den eigenen Heimatort verlassen. Diese tragische Erfahrung teilt er mit vielen Menschen auf der ganzen Welt auch heutzutage. Direkt nach seiner Geburt musste Jesus bereit ins ägyptische Ausland fliehen, und jetzt als Erwachsener verlässt er Nazareth, seinen Heimatsort, kann sich aber nicht in Judäa aufhalten, denn dort ist die Gefahr zu groß, sofort unterdrückt zu werden.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Aus diesen Engpässen – Verfolgung, Unterdrückung, Flucht – entsteht aber etwas Neues, etwas Unerwartetes: Sein Wirken in seiner neuen Wahlheimat Kafarnaum, in der Mitte zwischen Juden und Heiden, zwischen der Zugehörigkeit zum Volk Gottes und dem „Sich-mischen-müssen“ mit der „Welt der Anderen“, der Gottlosen, wird sogar als Erfüllung einer antiken Prophezeiung bezeichnet. Ein Licht entsteht aus der Dunkelheit. Ein erster Lichtstrahl ist die kompakte Fassung Jesu Botschaft: Das Himmelreich, Gott, ist nahe! Kehrt eure Gesichter um, schaut nach, wie Gott uns nahegekommen ist!
Was könnte dieses Evangelium uns heute sagen? Vielleicht so etwa:

Suche in deinen dunklen Seiten oder Phasen realistisch …

… nach Zeichen des Lichts,
… nach neuen Perspektiven, die vielleicht unbequem scheinen,
… nach neuen Wegen, die uns aus alten Gewohnheiten führen, um unerwartete, neue Möglichkeiten in unserem Leben, in unseren Beziehungen, in unserem Alltag zu entdecken.

Roberto Piani