Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends ist ein Prophet ohne Ansehen außer in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie.
Markus 6,4
Ist das so?
Ich bin natürlich keine Prophetin, schon gar nicht Jesus, aber zumindest kirchliche Mitarbeiterin. Und da habe ich auch schon oft gehört, dass es nicht gut sei, in seiner Heimatgemeinde zu arbeiten. Aber meine Erfahrung zeigt etwas anderes …
Während meines Studiums und auch anschließend war ich eine ganze Weile nicht in meiner Heimatgemeinde tätig, aber seit mittlerweile fast neun Jahren bin ich genau dort als Pastoralreferentin eingesetzt. Und – man müsste jetzt sicher erst mal die Gemeindemitglieder befragen, aber – ich glaube, es läuft ganz gut.
Natürlich muss ich nicht als Prophetin das Ende der Gemeinde verkünden, wie es manche Propheten im ersten Testament mussten, was es grundsätzlich leichter macht. Aber ich glaube, es kommt auf etwas anderes an:
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Ich sehe mich in unserer Gemeinde nicht als „höher gestellt“. Klar, ich bin die mit dem Büro und die, die mit dem, was sie tut ihr Geld verdient. Viele andere arbeiten in der Gemeinde ehrenamtlich, aber in fast allen Bereichen, in denen ich zuständig bin, arbeite ich in Teams mit anderen Gemeindemitgliedern: im PGR, in der Jugendarbeit mit der Leiterrunde, mit den Katechet*innen in der Firmvorbereitung, im Familiengottesdienst-Team, im kfd-Vorstand und vielem mehr.
Und oft wissen die Leute teilweise viel besser um einige Dinge Bescheid als ich: Im Vorstand der kfd bin ich die geistliche Begleitung und stehe gerne mit Rat und Tat zur Seite. Aber, wie das mit den Bezirksfrauen, Mitgliederlisten oder Kirchenputzerinnen läuft, wissen die anderen Frauen aus dem Vorstand viel besser als ich. Die Firmkatechet*innen sind viel näher an den jungen Leuten und Themen von heute dran. Das, was die Leiterrunde alles wuppt, könnte ich alleine nie schaffen. Und die Mütter, Erzieherinnen und Lehrerinnen aus dem Familiengottesdienst-Team kennen sich viel besser mit Material und Aktionen für kleine Kinder aus.
Dafür fällt es mir leicht, gut und angemessen von Gott zu erzählen, Theologie greifbar und verstehbar zu machen und die Themen geschickt in eine Gottesdienstform oder einen Impuls zu bringen. Und manchmal mache ich die Dinge, die andere lieber nicht übernehmen wollen, z. B. wenn es Konflikte gibt.
Wenn wir etwas planen und vorbereiten, sitzen wir zusammen und jede Person darf und kann seine Ideen, Vorschläge etc. einbringen – am Ende bringen wir alles zusammen. Schlechte Nachrichten, z. B. aus dem Bistum, kann ich vielleicht verkünden, wenn es nicht eh in der Zeitung steht. Wir überlegen gemeinsam, wie wir damit umgehen können und was das für uns bedeutet.
Klar ist das früher in Sachen Jesus und Propheten sicher was anderes; aber wie ich mit meiner Rolle in einer Gruppe umgehe, hängt nicht von meinem Titel ab, sondern hat viel mit meiner inneren Haltung und Einstellung zu tun – wenn diese grundlegend „christlich“ auf die anderen Menschen bezogen ist, dann ist das eine ganz gute Basis.
Eva Schumacher