13. Dezember 2020
Der Geist Gottes ruht auf mir. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist. (Jes 61,1)
Bibel: Prophet Jesaja 61,1
Gedanken zur Lesung des 3. Advent (Jes 61, 1-2a.10-11)
Einfach war es nie in der langen Zeitspanne, die das Jesaja-Buch umfasst: Auch der Vers aus dieser heutigen Lesung richtet sich an das Volk Israel – diesmal in der Zeit nach dem Exil. Juda war wieder aufgebaut – aber immer noch war das öffentliche Leben geprägt von Willkürherrschaft und Armut. Viele Menschen kämpften um das tägliche Überleben. In diese Situation hinein spricht der Prophet seine Verheißung von Heilung und Freude. In einer Welt, die aus Gott lebt, werden die Armen unterstützt, die Gefangenen befreit, die zerbrochenen Herzen geheilt. Konkrete Maßnahmen wie ein Schuldenerlass sorgen für Gerechtigkeit und sichern die Würde jedes Menschen. Die Evangelien schaffen direkte Bezüge zwischen dieser Vision und der Botschaft von Jesus.
Zerbrochene Herzen – wer Depressionen kennt, weiß um ungeheuer mächtige und zerstörerische Kräfte, die Menschen starr und antriebslos werden lassen. Leben findet wie durch einen Nebel statt, nichts vermag mehr zu berühren – vielleicht fließen Tränen, aber sie lösen nichts; vielleicht gelingt ein Lächeln, aber es wirkt nicht echt, nichts hat Tiefe, nicht mal der Schlaf. Es gibt einen Sog, der immer weiter nach unten zieht. Schwierige äußere Bedingungen (Existenzsorgen, Beziehungskrisen, Brüche) begünstigen den Negativ-Trend.
Es ist keine Kleinigkeit, anzukündigen, zerbrochene Herzen heilen zu wollen. Die Gegenbilder aus der Lesung sind stark:
Meine Seele soll jubeln über meinen Gott. Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie ein Bräutigam sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt. (Jes 61,10)
Eine jubelnde Seele, Kleider aus Heil, ein Mantel aus Gerechtigkeit – das spricht Gott den gebrochenen Menschen zu. Haben diese Bilder die Kraft, doch durchzudringen?
„Solange Du noch Hoffnung hast, geht es irgendwie weiter!“ – dieser Satz sei ihr sehr wichtig, sagte kürzlich eine Frau im Gespräch zu mir. Sie leidet unter starken Ängsten. Jede Begegnung, jede Kontaktaufnahme ist für sie mit Anstrengung und Überwindung verbunden. Sie erlebt sich oft als antriebslos und es berührt mich sehr, wenn ich gleichzeitig spüre, welch einen starken Willen sie hat, dem etwas entgegen zu setzen, sich trotzdem mit anderen zu treffen, in die Natur zu gehen oder den Garten schön zu gestalten. „Hinterher merke ich ja, dass mir das gut tut.“ Und trotzdem bleibt es ein immerwährender, kräftezehrender Kampf, den ersten Schritt zu tun.
Sie liegt in uns, diese Hoffnung, die uns weitermachen lässt, die Licht ins Dunkel bringt – und auf Gott verweist.
Einen gesegneten 3. Advent!