Liebe ist Liebe trotz allem

Junge mit Herz
Bild: unsplash.com, Anna Kolosyuk

Im August 2018 hat Papst Franziskus ein ganz besonderes Gebetsanliegen: Er bittet darum, mit ihm für die Wertschätzung der Familie zu beten und dass ökonomische und politische Entscheidungen in ihrem Sinne getroffen werden. Für ihn ist die Familie ein Schatz, der die Grundfesten der Gesellschaft bildet. Ein Schatz, der bedroht ist durch den Rhythmus des heutigen Lebens, durch Stress und Arbeitsdruck.

Unterschreiben würde das wohl beinahe jede Familie – besonders zu spüren bekommen diesen Druck aber Alleinerziehende. Von ihnen gibt es immer mehr in Deutschland: Jedes fünfte Kind lebt nur mit der Mutter oder dem Vater zusammen. Das sind rund 200.000 Kinder mehr als vor zwanzig Jahren, wie eine aktuelle Studie des Statistischen Bundesamtes zeigt. Neun von zehn Alleinerziehenden sind Frauen. Das Armutsrisiko dieser Ein-Eltern-Familien ist doppelt so hoch wie das der übrigen.

Kinder laufen übers FeldGeld ist deswegen auch eins der beherrschenden Themen beim Treffpunkt für Alleinerziehenden in der Katholischen Familienbildungsstätte in Nordhorn. Zehn Frauen treffen sich hier monatlich, während ihre Kinder betreut werden: eine kurze Atempause vom stressigen Alltag, Gelegenheit sich zu vernetzen, gemeinsam Spaß zu haben und Kraft zu tanken.

Weitere Infos

Im Bistum Osnabrück gibt es verschiedene Angebote für Alleinerziehende: Neben den regelmäßigen Treffpunkten finden in der Familienbildungsstätte Nordhorn weitere Veranstaltungen statt. Auch in Meppen ist ein Alleinerziehendentreff geplant, in Bersenbrück gibt es einen Familienkreis für Alleinerziehende. Das Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen bietet in Kooperation mit dem Bistum regelmäßig Wochenenden speziell für sehr junge alleinerziehende Mütter an. Außerdem veranstaltet das Bistum Ferienfreizeiten für Alleinerziehende und ihre Kinder. Wer mehr zu den Angeboten erfahren möchte oder darüber hinaus Austauschbedarf hat, der kann sich bei Petra Brinkers und Andrea Grote melden:

Petra Brinkers
Familienbildungsstätte Nordhorn
Steinmaate 2
48529 Nordhorn
Telefon: 0151 525 82 419
E-Mail: petra.brinkers@bistum-osnabrueck.de

Andrea Grote
Familienbildungsstätte Osnabrück
Große Rosenstraße 18
49074 Osnabrück
Telefon: 0151 229 799 87
E-Mail: andrea.grote@bistum-osnabrueck.de

Doch zu Beginn des Treffens muss erst einmal ganz viel raus, was sich in den vergangenen Wochen angestaut hat. Petra Brinkers kennt das – sie ist Sozialpädagogin und arbeitet für das Bistum Osnabrück im Projekt „Familienpastoral mit diakonischem Profil“, das vor rund zwei Jahren ins Leben gerufen wurde. „Alleine für alles zuständig zu sein, alleine alles entscheiden zu müssen, weil keiner da ist, der auch Verantwortung trägt, oder mit dem man sich einfach nur mal beraten kann – das ist unglaublich anstrengend“, weiß sie aus ihren Gesprächen mit den Alleinerziehenden. Umso wichtiger sind Gelegenheiten und Netzwerke wie der Treffpunkt, um unter Menschen mit ähnlichen Lebensumständen los zu werden, was einen beschäftigt.

Ein Netzwerk gibt Sicherheit

Wer ein oder mehrere Kinder alleine betreut, der findet schwerer einen Job – Arbeitgeber haben Angst, dass Alleinerziehende öfter ausfallen, weil sie sich ums Kind kümmern müssen. „Dabei ist das Quatsch“, sagt eine der Frauen: „Erstens haben wir meist ein viel besseres Netzwerk, weil wir ja ständig Betreuung organisieren müssen, zweitens sind Alleinerziehende oft viel motivierter, denn der Job ist für uns wirklich überlebenswichtig!“ Wer einen Job hat, muss Arbeitszeiten und Betreuungszeiten der Kinder unter einen Hut bringen: Meist ist Arbeiten daher nur in Teilzeit möglich – und das Einkommen entsprechend knapp. Für einen Kinoabend ist dann oft kein Geld mehr da. Wobei der Film gar nicht das Wichtigste ist: „Was mir fehlt, ist einfach das Rauskommen, Erwachsenengespräche führen, ein Teil der Gesellschaft sein“, berichtet eine Frau. Deswegen freue sie sich auch immer sehr auf den Alleinerziehendentreffpunkt: „Dank dieser Gruppe fühle ich mich nicht mehr einsam. Ohne dieses Netzwerk wäre ich aufgeschmissen, aber weil wir uns inzwischen auch außerhalb der Treffpunkte verabreden, ist eigentlich immer jemand da, wenn einem mal alles über den Kopf wächst.“

Aus diesem Grund nehmen die Frauen sich auch immer wieder Zeit für diese Runde – und Zeit ist etwas, von dem sie wirklich nicht viel haben: „Man ist wie angetackert zwischen Arbeit und zuhause, um fünf Uhr klingelt der Wecker und dann geht’s los, bis elf, halb zwölf abends. Immer rennen und strampeln und durchhalten, damit weder die Kinder noch die Arbeit zu kurz kommen. Ich bin erschöpft, ich kann nicht mehr, aber es nützt ja nichts: Ich muss weiter machen.“ – so oder so ähnlich ist es eigentlich bei allen.

Junge hält sich Blatt vor das GesichtOrganisationstalent gefragt

„Wer nicht organisieren kann, der ist verloren“, sind sich alle Frauen in der Runde einig. Dankbar sind sie deshalb für flexible Arbeits- und Betreuungszeiten. „Es könnte aber noch viel mehr Hilfe geben, wenn wir eine bessere Lobby hätten“, glauben sie. „Warum werden Alleinerziehende nicht immer bei der Vergabe von Kitaplätzen bevorzugt? Warum sind wir steuerlich schlechter gestellt als Ehepaare? Das ist doch unfair“, heißt es in der Runde. „Wir wollen doch auch nur glückliche, gesunde Kinder großziehen – warum wird uns das manchmal so schwer gemacht?“ Das ist eine Frage, die alle bewegt. Das Anliegen von Papst Franziskus, für die Wertschätzung von Familie bei ökonomischen und politischen Entscheidungsprozessen zu beten, können die Frauen deshalb nur unterstützen.

Postkarten mit Papst-Zitaten

Anlässlich des Gebetsmonats für die Familie hat das Bistum Osnabrück ein neues Postkartenset mit Zitaten von Papst Franziskus aus seinem Schreiben „Amoris laetitia – Über die Freude in der Familie“ gestaltet. Einige Motive sehen Sie hier im Artikel – alle weiteren finden Sie hier!