Ausbildungskurse für nebenberufliche Kirchenmusiker
Ein Sonntagsgottesdienst ohne musikalische Begleitung? Für viele Gläubige schwer vorstellbar. Damit es auch weiterhin Nachwuchsmusiker gibt, gibt es in der Kirche den sogenannten C-Kurs. Demnächst geht‘s wieder los.
Musik wollen sie machen. Kirchenmusik. Orgel spielen, Chöre leiten, als Kantor im Gottesdienst vorsingen. Aber wer am späten Freitagnachmittag die Gruppe sucht, die derzeit den C-Kurs belegt, und sich womöglich an ihrer Musik orientieren will, könnte Schwierigkeiten bekommen, denn im Moment steht Theorie auf dem Programm. Acht überwiegend junge Menschen sitzen rund um einen Tisch im Kirchenmusikseminar neben dem Dom und lauschen den Worten des Dozenten.
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Christian Joppich bereitet die Gruppe auf die demnächst anstehende Prüfung in Gregorianik vor, eins der Unterrichtsfächer im C-Kurs. Auf dem Tisch steht ein Karton, auf einem Stapel liegen einige Orgelbücher, ein paar Kopien eines Notensatzes sind zu sehen. Eine Orgel mit zehn Registern gehört ebenso zur Ausstattung des Kirchenmusikseminars wie ein Klavier. Einige Teilnehmer scheinen aufgeregt zu sein wegen der Prüfung, aber Christian Joppich, Kirchenmusikdirektor an St. Johann Osnabrück, beruhigt. Dominique Sauer, Domorganist und Leiter des Kirchenmusikseminars, erklärt später: „Der C-Kurs ist kein Studium. Wir wollen Leute ausbilden, die nebenamtlich in den Kirchengemeinden Musik machen können.“
Hauptsache: Freude an der Musik
So sind die Voraussetzungen, Aufnahme in den Kreis der C-Kursler zu finden, bewusst niedrig. Klavier muss man spielen können, natürlich Freude an der Musik haben – und Zeit. Denn der C-Kurs, der jeden zweiten Freitag stattfindet, lässt sich nicht nebenbei abhandeln. Wer das komplette Programm belegt, bekommt einmal in der Woche Orgelunterricht und Gehörbildung, sollte in einem Chor singen und muss auch noch nebenbei das Erlernte üben. Sauer weiß, dass das nicht immer ein Zuckerschlecken ist.
Zu den Inhalten des C-Kurses gehören Liturgik und Musiktheorie, Orgelspiel und -improvisation, Schola- und Chorleitung, Kinderchorleitung, Stimm- und Gehörbildung. Auch Teile des Kurses können absolviert werden: Ein guter Chorleiter muss nicht automatisch Orgel spielen können, ein Kantor muss nicht unbedingt einen Chor leiten. Die Altersspanne der Teilnehmer in diesem Jahrgang ist groß: Heute büffeln zwei 15-Jährige neben dem Endvierziger die Theorie. „Den C-Kurs kann man in jeder Phase des Lebens beginnen“, sagt Dominique Sauer. „Wir hatten auch schon Absolventen im Rentenalter, die während der beruflichen Phase einfach nicht dazu gekommen sind.“
Christian Joppich lässt derweil einen gregorianischen Choral erarbeiten und wirft ein paar Fachausdrücke in die Runde. Lateiner genießen jetzt Vorteile. „Was heißt tempus pasquale“, fragt er. Die Antwort: Osterzeit. Joppich springt ein wenig in den Themen und sorgt dadurch gleich für Praxisbezug. „Wann beginnt die Kommunion, wann kann also der Organist beginnen zu spielen?“, fragt er. Mancher in der Runde hat schon Erfahrungen im Orgelspiel. „Wenn der Priester kommuniziert“, sagt einer der Jüngeren. „Aber wenn ich dann gleich anfange, reicht mein Stück bestimmt nicht bis zum Ende der Kommunionausteilung“, fügt er hinzu und hat die Lacher auf seiner Seite.
Musikerinnen und Musiker mit Diplom
In der zweiten Stunde am heutigen Freitag unterrichtet Godehard Nadler Musiktheorie. Der Organist von St. Joseph erklärt, wie Musik eigentlich funktioniert, wie zum Beispiel ein Choral aufgebaut sein sollte, damit er den Hörern gut ins Ohr geht. Später sollen die angehenden Organisten einmal in der Lage sein, eigene Chorsätze zu schreiben – die dann von allen beteiligten Musikern auch umgesetzt werden können. „Im Chor soll der Alt auch immer seine Stimme singen können und nicht plötzlich bis zum Sopran hochkommen müssen, nur weil der Komponist da vielleicht einen Fehler gemacht hat“, sagt Nadler.
Jedes Jahr schließen im Bistum mehrere Absolventen die Ausbildung ab und erhalten ein Diplom. Marie Luise Ricken gehört 2016 dazu. Gebürtig stammt sie aus Rheine, studiert aber in Osnabrück Musik und Englisch, um eines Tages Lehrerin zu werden. Schon lange spielt sie Klavier, bald will sie in die Fußstapfen des Vaters und des Großvaters treten, die in ihren Heimatgemeinden in den Gottesdiensten die Orgel spielten. „Ich finde, das ist eine schöne Ergänzung zu dem, was ich im Studium lerne“, sagt sie.