Der Weg zum Paradies

blaue geöffnete Holztür
Bild: unsplash.com, Jan Tinneberg

Auf seinem Weg nach Jerusalem zog er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte. Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? Er sagte zu ihnen: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen. Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt und ihr draußen steht, an die Tür klopft und ruft: Herr, mach uns auf!, dann wird er euch antworten: ich weiß nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben doch in deinem Beisein gegessen und getrunken und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Er aber wird euch erwidern: ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein, wenn ihr seht, dass Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid. Und sie werden von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Und siehe, da sind Letzte, die werden Erste sein, und da sind Erste, die werden Letzte sein.

Lukas 13,22-30

Ich will nicht ins Paradies
Wenn der Weg dorthin so schwierig ist.

So lautet der Refrain eines berühmten Liedes. Ein Song der Punk Rock Band „Die Toten Hosen“. Leadsänger Campino singt da wörtlich:

Vielleicht stimmt es ja doch / Dass das Leben eine Prüfung ist / In der wir uns bewähren sollen.
Um diesem Schicksal zu entfliehen / Sollen wir uns redlich bemühen
Jeden Tag mit ’nem Gebet beginnen / An Stelle von Aspirin
Nur wer immer gleich zum Beichtstuhl rennt / Als wär‘ es ein Wettlauf
Und dort alle seine Sünden nennt / Der handelt einen Freispruch aus.

Und dann folgt wieder der trotzige Refrain, der auf Konzerten von Tausenden mitgesungen wird, man glaubt, der Boden beginnt unter den Füßen zu beben.

„Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen, denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen!“ Jesu Worte im Evangelium klingen drastisch. Der Weg zum Heil – die Toten Hosen haben das kapiert – ist offenbar kein Selbstläufer. Ja, da ist sogar von Heulen und Zähneknirschen die Rede mit Blick auf die, die zu spät kommen, denen der Herr des Hauses nicht mehr das Tor öffnen wird, weil er nicht weiß, woher sie kommen, wes Geistes Kind sie sind.

„Bemüht euch mit allen Kräften …“ Der Originaltext spricht hier vom „Kämpfen“ – die schlaffe Übersetzung „bemühen“ nimmt dem Wort die Dramatik, die die Hörerinnen und Hörer des Evangeliums zu Jesu Zeiten verspürt haben dürften. Sie verstanden auch sofort das Bild von der verschlossenen Tür. Sie hatten dabei die Stadttore vor Augen, die bei Einbruch der Nacht, in der Abenddämmerung, aufwendig geschlossen wurden. Wer zu spät kam, fand zwar noch eine kleine Tür. Die war aber so eng, dass sie nur jeweils eine einzige Person durchließ. Die Metapher sagt also nichts anderes als: Aha, das Tor wird sich am Abend schließen, „Wettlauf“ ist angesagt, nicht unbedingt zum Beichtstuhl, wie die „Hosen“ singen. Den gab es zu Jesu Zeiten noch nicht. Aber schon als Dringlichkeit bezogen auf das Heil am Ende des Lebens: Lasst uns jetzt alles tun, damit wir in der Abenddämmerung des Lebens durch die enge Pforte gelangen.

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So betrachtet, muss der Text nicht schrecken. Jesus fordert nur heraus aus jener Trägheit, die sich ausruht auf Gewohnheiten und vorgegebenen Pflichten: Wir kennen dich doch, wir haben doch mit dir gegessen und getrunken. Der Aufruf Jesu an die müde gewordenen Christen in der Welt ist ein Weckruf zum Engagement; an dem man Christen in der Welt erkennt: woher sie kommen, wes Geistes Kind sie sind. Schauplätze dieses Kampfes gibt es genug. Der Kampf um die Würde und die Rechte des Menschen – vor allem der Kinder und der Frauen. Hunger und Armut, Macht und Missbrauch – auch in der eigenen Institution. Das trifft den Kern mit Blick auf das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit. Dafür lohnt es sich zu kämpfen.

Wenn dabei Letzte Erste sein werden und Erste die Letzten, dann heißt das auch: Wir  werden beim Festmahl im Reich Gottes auch unerwartete und bunte Gäste treffen, jenseits all unserer noch so bewährten Gewohnheiten und Traditionen. Wenn man den Einsatz der Toten Hosen gegen Nazis und Rassismus, ihren Kampf für Gerechtigkeit und Menschenwürde sieht, kann man den Bandmitgliedern Campino, Kuddel, Andi, Breiti und Vom nur sagen:

Der Weg zum Paradies ist nicht so schwierig; ihr seid schon auf bestem Wege …

Diakon Gerrit Schulte

Hier können Sie sich das Lied „Paradies“ der Toten Hosen nochmal anhören:

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