Berufen zum Dienst am Grab

Auf dem Weg zum Grab
Bild: canva.com

Der Beerdigungsdienst im Bistum Osnabrück ist breit aufgestellt: neben Priestern und Diakonen begleiten bereits seit zehn Jahren auch andere pastorale Mitarbeitende Verstorbene auf ihrem letzten Weg – und seit Anfang 2025 sogar Ehrenamtliche! Sieben Personen sind nach einer entsprechenden Ausbildung von Bischof Dominicus für den Beerdigungsdienst beauftragt worden. Auf dieser Seite erzählen drei engagierte Frauen, was ihnen der Dienst bedeutet und warum er für die Zukunft der Kirche so wichtig ist.


Jana Maurach

Jana Maurach ist Gemeindereferentin im Kirchspiel Emsbüren und seit 2024 im Beerdigungsdienst tätig. Für sie sind Beerdigungen und ihr Glaube untrennbar miteinander verbunden: „Ich glaube daran, dass der Tod nicht das Ende ist. Vielmehr ist er der Anfang zum neuen Leben bei Gott. Für mich wird die Hoffnung, die ich mit diesem Glauben verbinde, in einer Beerdigung ausgedrückt. Der Verstorbene wird auf seinen letzten Weg zu Gott begleitet. Wir verabschieden ihn zurück in Gottes Hand. Gleichzeitig fühle auch ich mich in meiner Trauer getragen bzw. darf mich getragen wissen. Getragen durch die Hoffnung, getragen durch Gottes Hand und durch die Gemeinschaft der Menschen, die mir zur Seite stehen.“

Für die junge Gemeindereferentin ist der Beerdigungsdienst eine Berufung: „Ich glaube, es braucht eine innere Hingabe, um Menschen auf ihren Weg der Trauer zu begleiten und einen hoffnungsvollen Abschied mitzutragen. Ich fühle mich dazu berufen.“ Sie konnte bereits prägende Erfahrungen im Beerdigungsdienst sammeln und sagt: „Ich würde das als eines der schönsten Aufgabenfelder meines Berufes bezeichnen. Ich bin immer wieder dankbar, wenn Menschen sich mir gegenüber öffnen. Wenn sie mich am Leben des Verstorbenen teilhaben lassen.“

„Menschen, die beerdigen und Trauernde auf ihren Weg begleiten, sollten vor allem Herz, Mitgefühl und Hoffnung haben.“ Deshalb ist es, so Jana Maurach, auch weniger relevant, welche Lebens- oder Berufsform man hat – egal, ob Laie, geweiht oder ehrenamtlich. „Ich glaube, dass immer mehr Menschen sich für Wortgottesdienste mit Beisetzung entscheiden werden. Es kommt schon jetzt und auch in Zukunft viel mehr darauf an, wie nahe wir den Menschen sind. Wir müssen gute Wegbegleiter*innen und Zuhörer*innen sein. Wir müssen das Leben des Verstorbenen würdigen, die Trauer der Hinterbliebenen mittragen und Hoffnung ausstrahlen. Darauf kommt es schon jetzt an.“


Mechthild Weßling

„Ich möchte von der Hoffnung sprechen, die auch mich durch mein Leben trägt. Ich möchte die Beerdigungen mit Respekt und Wertschätzung für die Verstorbenen gestalten und das auch in einer verständlichen Sprache und mit Elementen, die die Angehörigen mitnimmt“, sagt Mechtild Weßling. Sie leitet als studierte Juristin eine Stiftung und einen Verein im Emsland und ist ehrenamtlich in einem Pflegeheim in Lingen tätig. Dort ist sie für die Menschen eine Ansprechperson für viele Aspekte – sowohl für Wortgottesdienste, Andachten, Gespräche oder auch einen Segen am Lebensende.

Ende Januar 2025 hat sie den Kurs zum ehrenamtlichen Beerdigungsdienst im Bistum Osnabrück abgeschlossen und wurde daraufhin von Bischof Dominicus für die Pfarreiengemeinschaft Lingen-Süd mit dem Beerdigungsdienst beauftragt. „Ich bin dankbar für die Anbindung an das pastorale Team der Pfarreiengemeinschaft, weil ich den Austausch in praktischer, aber auch in spiritueller Hinsicht brauche.“

Weitere Infos

  • Mehr Informationen über das Thema katholische Beerdigungen gibt es hier im Interview mit Seelsorger Martin Splett.
  • Von seinem Dienst am Grab erzählt Diakon Urs von Wulfen hier im Video.
  • Hier finden Sie eine Übersicht mit Angeboten zum Umgang mit Trauer.

Inzwischen durfte Mechtild Weßling bereits einige Beerdigungen übernehmen und merkt, dass die Angehörigen sich angenommen fühlen – sowohl im Trauergespräch als auch durch die persönliche und individuelle Gestaltung der Beerdigung. Und dass sie dann auch über ihre eigene religiöse Situation sprechen, oft in die Richtung, dass sie ihren Glauben verloren haben. „Für das entgegengebrachte Vertrauen bin ich sehr dankbar.“ Ihr ist es im Gespräch auch wichtig sich auf die Wünsche für Musik und Texte einzulassen und den Menschen mit großer Offenheit zu begegnen. Dafür, das sie die Verstorbene Person und den Mittelpunkt stellt erfährt sie große Dankbarkeit.

„Mir persönlich zeigt die Möglichkeit der Übernahme von Beerdigungen durch Ehrenamtliche, dass die Taufberufung als grundlegende Berufung ernst genommen wird. Wir geben damit aber auch ein anderes Bild von Kirche ab. Wir zeigen, dass Kirche vielfältig ist und sich an dieser Stelle auch verändert. Ich spüre eine große Offenheit bei den Angehörigen der Verstorbenen dafür, dass nun auch Ehrenamtliche diesen Dienst übernehmen dürfen. Im Vordergrund stehen Empathie und Authentizität.“ Neben diesem Dienst sind an einer Beerdigung auch weitere Ehrenamtliche beteiligt, wie zum Beispiel Messdienerinnen und Messdiener. Das ist für Mechtild Weßling auch ein besonders schöner Moment, „wenn sie mich in der Friedhofskapelle und am Grab begleiten. Ich fühle mich dadurch gestärkt. Messdienerinnen und Messdiener machen noch einmal mehr deutlich, welch hohe Bedeutung wir Christinnen und Christen der Beerdigung eines Menschen zukommen lassen. Dadurch wird die Gemeinschaft mit Gott und untereinander noch sichtbarer.“


Dorothee Michels-Uroic

„Wenn ich nicht von Kind an Beerdigungen als etwas Normales, wenn auch Trauriges, im Gemeindeleben erlebt hätte, fiele es mir heute schwerer“, ist Dorothee Michels-Uroic sicher. Sie arbeitet als Pastorale Koordinatorin in St. Franziskus Bremen und ist seit April 2024 im Beerdigungsdienst tätig. Als Messdienerin im Grundschulalter hat sie auf Beerdigungen gedient und sich über den Apfelkuchen und die Fanta danach gefreut. „Der Kuchen hat den Übergang zum Alltag ganz leicht gemacht, da wurde dann auch wieder gelacht“, beschreibt sie. Gewohnheit war dabei auch ein wichtiges Thema, denn das Messdienen hat ihr zum Beispiel bei der Beerdigung ihres eigenen Großvaters Halt gegeben. „Ich bin dankbar, dass mein Glaube in Trauersituationen nie verschwunden sit, wenn er auch manchmal dünner wurde.“

„Heute sehe ich, dass Beerdigungen und Trauerfeiern ein Ort sind, an dem sich unser Glaube hoffentlich als tragfähig erweist: Hat das, was wir manchmal so leichthin sagen und bezeugen, Bestand angesichts des konkreten Todes eines Menschen? Es darf kein Vertrösten sein, wir dürfen die Trauer nicht Kleinreden. Je nach Situation kann es ein Aushalten sein in der Hoffnungslosigkeit.“ Das sieht sie auch als eine Auftrag für sich als Gemeindereferentin: „Es ist ein besonderer Dienst, zu dem man nicht überredet oder qua Amt verpflichtet werden sollte, denn er erfordert eine innere Haltung, die man nicht spielen kann. Gott gibt mir die Zuversicht und die Kraft und die Fähigkeit, die richtigen Worte zu finden. Das würde ich schon Berufung nennen.“

Dieser Weg hat sie Kraft gekostet, denn sie musste zuerst mit Hilfe Anderer den Tod ihrer eigenen Eltern in einem Trauerprozess verarbeiten. Heute will Dorothee Michels-Uroic Anderen dabei helfen und ermutigt die Menschen mit persönlichen Gesten, der Trauer Ausdruck zu verleihen, zum Beispiel dem Verstorbenen im Sarg den Lieblingspulli anzuziehen statt eines schwarzen Anzugs. „Die Individualisierung von Trauerfeiern ist schon lange Trend und wird sich auch fortsetzen. Ich wünsche mir, dass wir da auch in der Kirche so weit mitgehen, wie wir sehen, dass es den Trauernden im Einzelfall gut tut: in Musik, Deko, Art und Weise der Feier, Sprache der Texte. Unsere Rituale sind tragfähig, das dürfen wir ausbauen. Es ist eine große Chance, Menschen etwas Gutes zu tun und unserem Glauben Ausdruck zu verleihen: der Tod ist nicht das Ende. So können wir Trauernden nahe sein und denen zur Seite stehen, die Beistand brauchen. Unsere Botschaft ist ja zeitlos und so kann in vielen Formen erzählt werden, dass der Tod einfach nicht das letzte Wort hat.“