Meine Nachfolge

Wanderer in Wüste
Jesus nachzufolgen ist beschwerlich und kostet Kraft und Mut. Bild: www.pixabay.com/Hans

Wie schon oft wurde Jesus von einer großen Menschenmenge begleitet. Er wandte sich zu ihnen um und sagte:
„Wenn einer mit mir gehen will, so muss ich für ihn wichtiger sein als seine Eltern, seine Frau, seine Kinder, seine Geschwister, ja wichtiger als das eigene Leben. Sonst kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht bereit ist, sein Kreuz auf sich zu nehmen und mir nachzufolgen, der kann nicht zu mir gehören. Stellt euch vor, jemand möchte einen Turm bauen. Wird er dann nicht vorher die Kosten überschlagen? Er wird doch nicht einfach anfangen und riskieren, dass er bereits nach dem Bau des Fundaments aufhören muss. Die Leute würden ihn auslachen und sagen: ‚Einen Turm wollte er bauen! Aber sein Geld reichte nur für das Fundament!‘
Oder stellt euch vor, ein König muss gegen einen anderen König in den Krieg ziehen: Wird er dann nicht vorher mit seinen Beratern überlegen, ob seine Armee mit zehntausend Mann die feindlichen Truppen schlagen kann, die mit zwanzigtausend Mann anrücken? Wenn nicht, dann wird er, solange die Feinde noch weit entfernt sind, Unterhändler schicken, um über einen Frieden zu verhandeln.
Überlegt auch ihr vorher, ob ihr wirklich bereit seid, alles für mich aufzugeben und mir nachzufolgen. Sonst könnt ihr nicht meine Jünger sein.“

Lukasevangelium 14, 25-33 (Übersetzung: Hoffnung für alle)

 

Die Botschaft „Jesus liebt dich!“, die einem hin und wieder in der Fußgängerzone plakativ entgegenlächelt, kommt bei diesem Text aus dem Lukasevangelium nicht wirklich rüber. Widerständig, eckig und so überhaupt nicht lieb, zeigt sich Jesus hier.
Der Text stellt sehr deutlich klar: Nachfolge ist mehr, als nur ein bisschen mit ihm durch die Gegend zu ziehen und seinen Worten zu lauschen. Nachfolge zieht Konsequenzen nach sich, erfordert Hingabe an die Sache Jesu mit Leib und Seele, kann gar gefährlich werden. Und sie kann auch scheitern. Also: Überleg es dir gut, bevor du dich darauf einlässt!

Ehrlich gesagt, bekomme ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich diesen Text lese. Kann ich aus vollem Herzen sagen, dass Jesus mir wichtiger ist als meine familiären Verbindungen und mein eigenes Leben? Glücklicherweise wurde ich noch nie ernsthaft auf die Probe gestellt.
Um mein Leben musste ich jedenfalls noch nicht fürchten, weil ich Christin bin. Blöde Kommentare zur katholischen Kirche und schräge Blicke kenne ich natürlich. Und die einen oder anderen finden es sonderbar, dass ich bei „Kirchens“ arbeite. Aber mit so etwas lässt es sich durchaus leben. Ihnen geht es wahrscheinlich wenig anders.

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Können wir uns deswegen gelassen zurücklehnen und den Text an uns vorüberziehen lassen? Zumindest fordert er uns doch dazu heraus, darüber nachzudenken, wie ernst wir es mit dem eigenen Christsein nehmen. Leben wir, was wir glauben? Folgen wir dem Beispiel Jesu? Können wir anderen vergeben? Sorgen wir uns um das Wohl nicht nur derer, die uns direkt am Herzen liegen? Setzen wir uns für Frieden und Gerechtigkeit ein? Gehen wir sorgsam mit der Schöpfung um? Schauen wir liebevoll auf unsere Mitmenschen? Auch auf die, die wir nicht mögen?

Nur ein paar Fragen, auf die zumindest ich nicht immer sofort und völlig überzeugend mit „Ja“ antworten kann. Ist damit meine Nachfolge gescheitert? Ich hoffe nicht! Auch wenn es nicht immer so klappt, wie es Jesus hingekriegt hat, so bleibe ich doch am Ball und versuche es zumindest immer wieder, weil ich davon überzeugt bin, dass es der richtige Weg ist. Ich darf lernen auf diesem Weg und darauf vertrauen, dass Gott barmherziger ist als wir Menschen. Was nicht heißt, dass wir nichts unversucht lassen sollten!

Inga Schmitt, Pastoralreferentin