Das Leben gewinnt

Ein grüner Zwiebelsprössling wächst zwischen Holzplanken aus einer Eierschale.
Bild: Pixabay.com, congerdesign

Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. Diese sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen. Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbúni!, das heißt: Meister. Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. Maria von Mágdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.

Johannes 20, 11-18

Als Seelsorger in der psychotherapeutischen Magdalenen-Klinik lese ich diese Ostergeschichte auch als eine Geschichte der „Auferstehung“ von Maria Magdalena. In der Begegnung mit dem Auferstandenen löst sie sich aus der Abhängigkeit von ihrem Leid und findet zu neuem Leben, zu neuer Lebendigkeit.

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„Als es noch dunkel war“ (Vers 1), lässt ihre Sehnsucht Maria aufbrechen. Verlust, Schmerz und Enttäuschung trüben ihren Blick. Was sie erlebt hat, macht es schwer, die Anzeichen neuen Lebens als solche zu erkennen – das leere Grab, die beiden Engel, den Fremden, der sie anspricht. Ganz gefangen vom Tod, sucht sie am Grab nach dem, der tot ist.

Doch dann macht Maria die befreiende, belebende Erfahrung: Das Leben meint es gut mit ihr, der Lebendige meint sie! Maria wird beim Namen gerufen, zu neuer Lebendigkeit gerufen! Ihr gehen die Augen auf und das Herz. Und sie erzählt anderen, was sie gesehen, erfahren hat.

„Halte mich nicht fest“, sagt der, der nicht im Tod geblieben ist, zu Maria. Neues Leben lässt sich nicht einfach „packen und einsacken“ – es entwickelt sich und es will gestaltet werden. Wie Maria Magdalena bin ich aufgerufen von alten Gräbern aufzubrechen, um mich neu einzulassen auf das Leben, immer wieder – und das durchaus mit lebendigen Erinnerungen an schöne Erfahrungen. Und mit einer lebendigen Hoffnung, dass jede Mühe lohnt, weil „das Leben gewinnt“. So wünsche ich Ihnen in nicht gerade fröhlichen Zeiten eine hoffnungsfrohe Osterzeit!

Martin Splett
Seelsorger in der Magdalenen-Klinik bei Osnabrück