Gott ein Gesicht geben
Bibelfenster zum 11. April 2013
Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
Einheitsübersetzung, Johannes 20,19-22
Atemraubende Kommunikationswelt: Großeltern lernen skypen und staunen, dass sie ihre Enkel, die ihre Auslandssemester, Praktika oder beruflichen Einsätze in China, den USA oder Australien machen, fast hautnah vor sich haben. Einblicke in den Alltag von Freunden bis ins Minutiöse: Mirko hat mit Spotify den Song von den Toten Hosen gehört, Susanne ist von XY geliked worden, Miriam bestellt ihre Pizza jetzt immer bei Hardys. So genau will ich es eigentlich gar nicht wissen. Distanzen schwinden, Intimität aber auch.
Wir feiern immer noch Ostern – kirchlich gesehen. Gewöhnen uns sozusagen daran, dass durch die Auferstehung des Gekreuzigten „Neues Leben“ in unsere Welt eingebrochen ist und Spuren hinterlassen hat. Gott hat die Distanz zwischen seiner Ewigkeit und unserer Endlichkeit überwunden. Das ist die Sendung Jesu.
Aber auch unsere Sendung: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ Welches Kommunikationsmodell ist eine angemessene Verständigungshilfe für unsere Sendung? Skype, weil es Entfernungen schrumpfen lässt? Soziale Netzwerke, weil sie Menschen zusammenbringen?
Oder doch der gute alte Briefträger, der zum Schnäpschen blieb, noch einen Moment Zeit hatte und seine Leute kannte; der auch noch falsch adressierte Briefe richtig ans Ziel brachte und beim Überbringen eines Trauerbriefes ein tröstendes Wort fand. Ich bin parteiisch und plädiere für den Briefträger, der persönlich beteiligt ist beim Überbringen seiner Botschaft, und seiner „Sendung“ ein Gesicht gibt, statt einer technischen Kommunikation – so faszinierend wirksam sie auch ist.
Denn diesen Weg hat Gott gewählt, als er sich mit der Sendung seines Sohnes in Jesus Christus „ein Gesicht“ gegeben hat und als Jesus seine Jünger auffordert, das Gleiche zu tun: Gott ein Gesicht zu geben. Sind das unmögliche Herausforderungen? Dem Geheimnis des letzten Grundes unserer Existenz, an das wir nicht herankommen, und einer Liebe, die nicht auszuloten ist, „ein Gesicht“ zu geben? Nein!
Es wäre unmöglich, wenn nach dem Maßstab Jesu, dieses Gesicht nicht ein urmenschliches gewesen wäre, das seine Züge von menschlichem Leid und menschlicher Schwäche prägen ließ.
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Für mich übrigens war so eine Gesandte Gottes eine junge Drogenabhängige, die mir in einer für mich persönlich traurigen Situation eine Freude machen wollte und ein sehr wohlüberlegtes Geschenk für mich aussuchte. Jemand wollte mich aufmuntern und doch passierte mehr. Eine Botschaft kam über: Ich bin nicht vergessen – sondern persönlich gemeint.
Jesus teilte seinen Jüngern den Geist mit, der ihn bewegte – dann kann so etwas geschehen: Ich sage mehr, ich zeige mehr und drücke mehr aus, als in meiner Macht und meinen Möglichkeiten steckt. Es gibt eben nicht nur Skype und facebook, sondern auch geist-liche Kommunikation!
Ina Eggemann