Die Lübecker Märtyrer

Bibelfenster zum 1. Juli 2011:

Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist es nicht wert, zu mir zu gehören. Wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist es nicht wert, zu mir zu gehören. Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir auf meinem Weg folgt, ist es nicht wert, zu mir zu gehören. Wer sein Leben festhalten will, wird es verlieren. Wer es aber um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.

 Bibel 2000, Matthäus 10, 37-39

Vier Lübecker Männer wurden uns vergangenen Sonnabend vorgestellt. Ab sofort sind sie uns als selige Vorbilder gegeben. Drei katholische und ein evangelischer. Geistliche. Ihnen war nicht in die Wiege gelegt, welchen Beruf sie wählen, welches Ende ihr Leben nehmen würde.
Johannes Prassek wächst in ärmlichen Verhältnissen in Hamburg auf; wegen eines Studentenulks wird er ein halbes Jahr von der Weihe zurückgestellt.

Eduard Müller wächst ohne Vater in Neumünster auf; seine Mutter muss als Waschfrau und Stundenhilfe ihre Familie durchbringen. Er wird zunächst Tischler. Dann helfen ihm eine Lehrerin und sein Kaplan, das Studium zum Priesterberuf zu beginnen.
Hermann Lange wächst sehr behütet auf und engagiert sich in der katholischen Schülergruppe in Leer. Er denkt sehr früh daran, Priester zu werden.

Karl Friedrich Stellbrink aus Münster wird evangelischer Pfarrer und Auslandsseelsorger in Brasilien. Er steht der NS-Ideologie zunächst sehr nahe. Erst seine Bekanntschaft mit Kaplan Prassek „bekehrt“ ihn.
Und dann die vielen Jugendlichen und Erwachsenen, die zu den Kreisen dieser Vier gehörten. Sie alle wollten und konnten nicht schweigen als die Schergen Hitlers sogar Menschen mit Behinderung vergasten. Sie verteilten die Predigten des Bischofs von Münster, der diese Tötungen anprangerte.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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In ihrer Leben wird ganz deutlich, dass sie sich eines Tages entscheiden mussten und entschieden haben, nicht an ihrem Leben festzuhalten, sondern alles „auf eine Karte“ zu setzen. Sie achteten ihr Leben geringer als ihren Glauben, für den sie Zeugen werden wollten: um der Menschen und um Gottes willen. Sie achteten ihrer Eltern und Geschwister nicht. Sie mussten reden und wollten nicht schweigen. Sie mussten etwas tun und taten es.
So sind sie zu Vorbildern für uns geworden. Schon seit dem 10. November 1943 – dem Tag ihrer Hinrichtung. Alle Vier. Und auch die anderen, die Zeugen wurden; denen das Leben nicht genommen wurde. Doch gerade durch sie ist das Zeugnis der vier Geistlichen in Lübeck und in den Kirchen über fast 70 Jahre lebendig geblieben. Hoffentlich bleibt das erhalten.

 Klaus Warning, Pastor in Teilzeit