Nicht nur hören – handeln!

Bibelfenster zum 6. September 2015

Wer die Botschaft Gottes nur hört, aber nicht danach handelt, ist wie ein Mensch, der in einen Spiegel blickt: Er sieht sich, wie er ist, und betrachtet sich kurz. Aber dann geht er weg – und schon hat er vergessen, wie er aussah. Anders der Mensch, der tief und anhaltend in das vollkommene Gesetz Gottes blickt, das uns frei macht. Er hört nicht nur hin, um es gleich wieder zu vergessen, sondern handelt danach. Freuen darf sich, wer das wirklich tut. Wenn jemand meint, Gott zu ehren, aber seine Zunge nicht im Zaum halten kann, ist seine ganze Gottesverehrung wertlos und er betrügt sich selbst. Gott, der Vater, wird auf die rechte Art geehrt, wenn jemand den Waisen und Witwen in ihrer Not beisteht und sich nicht an dem ungerechten Treiben dieser Welt beteiligt.
Bibel 2000, Jakobus 1,23-27

 

Ein kleiner Ausschnitt aus dem Jakobusbrief, der 2. Lesung vom Sonntag. Und der hat es in sich. Ich erinnere mich an bewegende Predigten des Jesuiten Mario von Galli nach dem Konzil. Ich war wie gefangen von seinen Gedanken. „Was ermöglicht uns das Konzil doch alles. Packen wir‘s an!“ – das war unsere Devise als angehende Priester. Und was ist daraus geworden? Manches konnten wir befreiend neu gestalten; zu weiteren Schritten aber wurden wir oft und zunehmend ausgebremst. Das machte unser Reden nicht gerade glaubwürdiger.

Jakobus wendet sich in seinem Brief an uns Christen, die das Wort Gottes kennen. Wir sind also eingeladen, das Wort Gottes uns zu Herzen zu nehmen, es an- und ernstzunehmen. Jakobus geht es darum, dass wir das, was wir bereits vom Wort Gottes wissen, jetzt auch auf unser Leben anwenden und in unserem Leben umsetzen. Ihm geht es, wie Jesus, um die Veränderung unserer Herzen und unseres Lebens.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Nach dem Hören kommt das Handeln, sagt Jakobus! Wer nur hört, betrügt sich selbst; ist wie einer, der beim Blick in den Spiegel den Rest vom Frühstücksei sieht, aber weggeht, ohne sich zu waschen. Wir betrügen uns selbst um Gottes Möglichkeiten, wenn wir nur hören, aber nicht handeln.

Sein Wort will uns in die Freiheit führen und davor bewahren, dass wir nur leben, wie „man“ das heute so tut oder nur von Geld und Macht. Wenn unser Alltag nicht zum Gottesdienst wird, können wir uns laut Jakobus den Gottesdienst am Sonntag schenken.

Zeitlose und konkrete Übungsfelder gibt Jakobus uns mit:

– die Zunge in Zaum halten
– für Entrechtete sorgen
– sich nicht von den Maßstäben der Gesellschaft bestimmen lassen

Und ich möchte ergänzen: Ungewohntes wagen …

Klaus Warning, Pastor in Teilzeit