Beten mit dem Herzen

Bibelfenster zum 29. Juli 2010:

Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung. Dann sagte er zu ihnen: Wenn einer von euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und sagt: Freund, leih mir drei Brote; denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen, und ich habe ihm nichts anzubieten! wird dann etwa der Mann drinnen antworten: Lass mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen und meine Kinder schlafen bei mir; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben? Ich sage euch: Wenn er schon nicht deswegen aufsteht und ihm seine Bitte erfüllt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht. Darum sage ich euch: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet.

Einheitsübersetzung, Lk 11, 1-9

 

Das Vater Unser ist das Gebet, was Christen aller Konfessionen und unterschiedlichen Sprachen miteinander beten können. Ich habe es bei Weltjugendtagen erlebt. Es ist mehr als beeindruckend und sehr bewegend, wenn über Hunderttausende gemeinsam das Vater Unser in ihrer eigenen Sprache beten. Die Erfahrung, dass es nicht – wie es mir häufig in Gottesdiensten erscheint – ein routiniertes Beten mit den Lippen, sondern ein ganz bewusstes Beten mit dem Herzen war, hat mich wachgerüttelt. Das Vater Unser ist von der ersten bis zur letzten Zeile für mich sprechende Glaubensbeziehung.

Das Bibelfenster

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Vater unser – diese Anrede zeigt uns, dass Jesus zu diesem Gott ein einzigartiges, enges und vertrautes Verhältnis hat. Und in dieses ganz besondere Verhältnis nimmt Jesus uns mit hinein, wenn er uns auffordert, auch so zu beten. Daher können wir auch ohne uns dabei unwohl zu fühlen ihm unsere Anliegen und Bitten sagen. Im alltäglichen Leben sind wir ungern Bittsteller und auf andere angewiesen. Aber im Gebet zu Gott ist das anders. Denn wenn wir bittend beten, haben wir auch eine Erwartung. Wer nichts von Gott erwartet, der wird auch nicht bitten. Wer bittend betet, zeigt, dass wir nicht alles in unserem Leben selber machen können und auch – Gott sei Dank – nicht müssen. Denn er ist für uns da, sorgt sich um uns und trägt uns. Das Gleichnis vom bittenden Freund, das Lukas anfügt, soll uns ermuntern, Gott wie einen guten Freund, von dem man weiß, dass er einen nicht im Stich lässt, unentwegt zu bitten. Wir können uns darauf verlassen, Gott weiß, was wir brauchen und gut für uns ist.

Jugendreferentin Sabine Kuper