Essen für alle

Bibelfenster zum 3. September 2010:

Als Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam, beobachtete man ihn genau. Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, nahm er das zum Anlass, ihnen eine Lehre zu erteilen. Er sagte zu ihnen: Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist, such dir nicht den Ehrenplatz aus. Denn es könnte ein anderer eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen. Wenn du also eingeladen bist, setz dich lieber, wenn du hinkommst, auf den untersten Platz; dann wird der Gastgeber zu dir kommen und sagen: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Dann sagte er zu dem Gastgeber: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, so lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich ein, und damit ist dir wieder alles vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.

Einheitsübersetzung, Luk 14, 1, 7 – 14

 

Die Gäste des Pharisäers waren vermutlich ebenso angesehen wir ihr Gastgeber. Wenn Jesus ihnen den Rat gibt, sich zunächst auf die unansehnlichen Plätze an der Festtafel zu setzen, mag das manchen geärgert haben. Aber es leuchtet ja ein, dass Bescheidenheit sich auszahlen kann. Doch was hat Jesus sich bei der Empfehlung gedacht, ihr angesehener Freund solle nicht die Reichen zum Festmahl einladen, sondern „Arme, Krüppel, Lahme und Blinde“?

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

Haben Sie eine Frage? Oder eine ganz andere Idee zum Thema?

Dann schreiben Sie uns!
An bibelfenster@bistum-os.de

Wobei das Wort Jesu ja auch heute noch gilt – für uns also! Wie soll das gehen: Geburtstagsessen mit denen von Hecken und Zäunen; Hochzeitseinladung an die Habenichtse und Häuserbesetzer? Hartz-IV-Empfänger und deren Kinder zum Jubiläumsempfang bitten? Was gäbe das für eine Tafel? Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass es diese Tafel längst gibt? Die Tafel für alle, die keine Gegeneinladung starten können?

Ich muss gestehen, erst als ich mich auf dieses Evangelium eingelassen habe, ist mir aufgegangen, wie tief die „Tafel““ in unseren Städten in Jesu Botschaft verwurzelt sind. Da kommen die Geladenen aus der Not und können nichts vergelten. Die Geber geben von ihrem Überfluss und die, die die Tafel zubereiten und die leeren Hände füllen, erfahren etwas von dem, was Jesus „selig sein“ nennt: die Freude, einfach Menschen zu helfen, ohne auf Verdienst oder Ansehen zu schielen.
Und am Sonntag begegnen sich dann vielleicht einige von ihnen an der Tafel, die Gott den Menschen täglich neu deckt zum Leben. An der Tafel des Abendmahls, an der wir alle ohne Unterschied nur Bittende und Empfangende sind, die nichts zurückgeben können.

Ruth Kreutzberg