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Bibelfenster zum 24. September 2010:
„Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren;
wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.“
Markus 8, 34, Einheitsübersetzung
An einem Ort in unserem Bistum hat dieser Sonntag ein ganz anderes liturgisches Gepräge als in „gewöhnlicher Zeit“. Alljährlich zieht am Sonntag nach dem Fest Kreuzerhöhung die Diözesanwallfahrt mit Kranken und für Kranke zum Lager Kreuz, bereits jetzt zum 16. Mal.
Bischof Franz Josef hat die diesjährige Wallfahrt unter dem Leitwort „Stelle Dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes“ gestellt. Dieses Wort ruft uns manche Texte der heiligen Schrift ins Gedächtnis, z.B. „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.“ Markus 8, 34
Es ist ein ernstes Wort des Evangeliums, das von vielen auch ernst genommen wird. Die Diözesanwallfahrt und die vielen Kreuztrachten auf Lage geben Zeugnis, daß dieses Wort jeden Prediger „umfasst“ und „erfasst“, noch bevor er zu sprechen beginnt!
Das Bibelfenster
Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.
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„Was versprechen sich die Menschen davon?“ Die Frage ist mir vor zwei Jahren an einem Sonntagnachmittag im Juli von zwei Ehepaaren unmittelbar vor einer Kreuztracht gestellt worden. Beide Paare waren um die 70 Jahre und gaben zu, daß sie nicht besonders mit Glauben oder Kirche zu tun hätten. Sie waren wohl etwas verwirrt, als das Kreuztragen ruhig und gesammelt begann. Ihr Ton war weder skeptisch noch zynisch, sondern respektvoll, vor allem interessiert. Was uns sonst, die wir damit vertraut sind, klar ist, brauchte in diesem Falle eine einleuchtende Antwort und das im Stehgreif. Es fängt wohl mit der Hoffnung auf Genesung oder Heilung an, wenn Menschen sich auf den Weg nach Lage machen. Sie suchen Linderung, ob von seelischem oder leiblichem Schmerz. Sie sehnen sich nach einer Antwort in Ratlosigkeit und aussichtslosen Situationen. Vor allem erhoffen sie Kraft zu Durchhalten, zum Annehmen und Fertigwerden mit allem, was sie zutiefst bewegt. Sie suchen auch Trost beim Sterben und im Abschied: keinen billigen, sondern einen, der sie trägt und zur inneren Reife führt. Ob sie es wußten oder nicht, diese Wallfahrer standen diesen beiden Paaren da, als solche, von denen gesagt werden kann „Haltet in eurem Herzen Christus, den Herrn, heilig! Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“ 1. Petrus 3,15. Nochmals gepredigt!
Vor zehn Jahren als unser Kloster auf Lage gegründet wurde, wurde uns oft mitgeteilt, wie viel Leid nach Lage gebracht wird. Das wurde von Anfang an deutlich, nicht zuletzt durch manche persönlichen Begegnungen. Ja, was uns aus Gemeinde und Umgebung gesagt wurde, ist oft sehr deutlich an den Gesichtern abzulesen. Aber auch noch mehr: nach Lage kommt neben allem Leid vor allem jede Menge Vertrauen. Nicht nur, daß eine Hoffnung erfüllt wird, sondern daß aus Unumgänglichen unerwartet Kostbares wird. Nach vielen Besuchen beim Lager Kreuz, meldete sich ein junges Ehepaar. Es teilte mit, daß ihr kleines, schwerstkrankes Kind, für das sie so inbrünstig beim Kreuz gebetet hatten, doch nicht geholfen werden konnte und nun gestorben sei. „Und nun kommen Sie trotzdem wieder zum Kreuz?“, fragte eine Schwester etwas erstaunt. „Ja,“ sagte der junge Vater, „nun müssen wir Gott noch einmal danken, daß er uns dieses Kind mindestens die fünf Jahre geschenkt hat.“
Ja, auf Lage wird fast jeden Tag das Evangelium vom Kreuz ernst genommen und gepredigt. Auch an diesem Sonntag. Man sieht es in vielen Gesichtern – ohne, dass auch nur ein einziges Wort fällt!
P. Bernhard Leisenheimer, OSC
Dominikanerinnenkloster „Zum gekreuzigten Erlöser“ auf Lage