Die Hand Gottes

Bibelfenster zum 22. Oktober 2010:

In jener Zeit sagte Jesus ihnen durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Ver-schaff mir Recht gegen meinen Feind! Lange wollte er nichts davon wissen. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; trotzdem will ich dieser Witwe zu ihrem Recht verhelfen, denn sie lässt mich nicht in Ruhe. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. Und der Herr fügte hinzu: Bedenkt, was der ungerechte Richter sagt. Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde (noch) Glauben vorfinden?
Einheitsübersetzung, Lk 18, 1-8

 

„Ich habe immer an unseren großen Schöpfer geglaubt. … Ich hatte zu keiner Zeit Zweifel an Gott. … Ich habe mich an die Hand Gottes geklammert.“ So beschreibt Mario Sepulveda, der chilenische Bergarbeiter, der als zweiter aus der Grube San José gerettet worden ist, in einem Interview seinen seelischen Überlebenskampf.
Jesus mahnt seine Jünger eindringlich, sie sollen allezeit zu Gott beten. Als Vorbild erzählt er ihnen von einer Witwe, die unverdrossen und mit Ausdauer um ihr Recht kämpft, so lange bis sie es schließlich bekommt.

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Mich beeindrucken beide – die Witwe aus dem Lukasevangelium und der Bergarbeiter aus Chile. Vermutlich hätte ich in einer vergleichbaren Situation längst den Kampf aufgegeben, hätte resigniert, wäre verzweifelt. Da tut mir die Aufforderung Jesu gut. Sie erinnert mich daran, dass gerade dann, wenn die Lage bedrohlich wird, mein Gottvertrauen gefragt ist. Auf Gott zu vertrauen, wenn ich selber alles im Griff habe, ist ja einfach. Erst wenn ich mit meinem Latein am Ende bin, wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann merke ich, wie groß oder wie klein mein Gottvertrauen ist.
Die Witwe in der Bibel, die den Richter bedrängt und Mario Sepulveda aus Chile – sie machen mir Mut. Hoffentlich kann auch ich mich an die Hand Gottes klammern, wenn es nötig wird. Und solange es mir gut geht, will ich für den Ernstfall schon mal üben.

Pastoralreferentin Lucia Zimmer