Ich bin weg
Bibelfenster zum 9. Juli 2010:
Als sie auf ihrem Weg weiterzogen, redete ein Mann Jesus an und sagte: Ich will dir folgen, wohin du auch gehst. Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben. Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes! Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass mich von meiner Familie Abschied nehmen. Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.
Einheitsübersetzung, Lk 9,57-62
Manchmal kann es einen überkommen, dass man alles stehen und liegen lassen möchte, einfach nur weg sein will. Aber mit etwas Distanz zu diesem Augenblicksgefühl stellt man fest: Das ist es auch nicht. Einfach nur weg, damit ist das Neue noch nicht da.
Ganz anders, wenn man plötzlich ein Angebot bekommt, eine ungeahnte Chance, alles stehen und liegen zu lassen. Und erstaunlich: Da treten auf einmal all die Dinge wieder stark in den Vordergrund, vor denen man vorher weglaufen wollte. Da merkt man, an wie vielen Dingen man hängt.
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Im Evangelium dieses Sonntags werden drei Leute mit diesem Anspruch konfrontiert, von jetzt auf gleich alles stehen und liegen zu lassen. Ohne Wenn und Aber macht Jesus seinen Anspruch klar. Selbst die selbstverständlichsten Regeln der Pietät, sich verabschieden oder einen lieben Menschen beerdigen, sollen nichts mehr bedeuten. Was für ein Anspruch! Ihn kann wohl nur der verantwortet stellen, der sich sicher ist, mit dieser Konfrontation Menschen nicht ins Verderben, sondern in eine größere Freiheit zu führen.
Ich glaube: Jesus konnte so auf die Leute zugehen, weil er selber alles, nämlich sein Gott-sein, hat stehen und liegen lassen und Mensch geworden ist.
Pater Franz Richardt