Ein Sünder sein

Bibelfenster zum 15. September 2010:

Alle Zöllner und Sünder kamen zu ihm, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: „Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen.“ Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: „Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern, und wenn er nach Hause kommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren war. Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.“

Einheitsübersetzung, Lk 15, 1 – 7

 

Auch in der Kirche von heute gibt es sie noch: die Auserwählten und Frommen, die sich „drinnen“ sehen und die Anderen, die „Sünder“, draußen lassen wollen. Aber Jesus macht da nicht mit. Denn „Sünder sein“, das bedeutet biblisch: abgesondert, getrennt sein, von anderen Menschen und von Gott. Und „umkehren“ meint, sich Gott und den Mitmenschen zuwenden, Gemeinschaft suchen. So verstanden, ist keiner von uns ohne Sünde, hat jeder Umkehr nötig, immer wieder.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Gott bietet seine Gemeinschaft jedem und jeder an, ohne Vorbedingung. Denn er liebt uns alle – nicht nur die, die das schon glauben. Und der Auftrag der Jünger Jesu, der Gläubigen, der Kirche ist es, offen und einladend diese Gemeinschaft zu leben.
Jeder, der möchte, sollte dazugehören dürfen und sich beheimatet fühlen. Dazu sollten sich die Insider ein Beispiel an Jesus nehmen: Er sucht die Nähe zu denen, die scheinbar oder tatsächlich anders sind, die nicht dazugehören. Aber er drängt sich nicht auf, kommt ihnen nicht mit frommen oder moralischen Sprüchen. Er isst und trinkt mit ihnen – und erzählt dabei lebensnah von seinem himmlischen Vater. Gerade weil er sie nicht von oben herab „missioniert“, merken die Menschen, dass er von Gott gesandt ist.

Jesus hat sich für seine Mitmenschen und ihre Sorgen interessiert, er hat sich mit ihnen und für sie gefreut. Seine Offenheit und Anteilnahme gerade für Außenseiter steht Christen auch heute gut zu Gesicht…

Martin Splett, Caritasverband Osnabrück