Bischof Bode im Interview

Porträt von Bischof Bode
Bild: Bistum Osnabrück

Am 1. Dezember 2019, dem 1. Advent, hat der Synodale Weg der Kirche in Deutschland begonnen. Die Bibeltexte des Advents und der Weihnachtszeit, die vom Neuanfang und Aufbruch, vom Weg und vom Licht sprechen, begleiten den Synodalen Weg in seiner ersten Phase. Im Interview erzählt Bischof Franz-Josef Bode, welche Hoffnungen er in den Synodalen Weg setzt.

Synodaler Weg – was bedeutet das eigentlich?

Synodaler Weg bedeutet eine gemeinsame Suchbewegung von Personen aus verschiedenen Bereichen der Kirche, eine Suchbewegung nach Antworten auf systemische Fragen, die sich aus der MHG-Studie über sexuelle Gewalt und Missbrauch ergeben haben. Eine Suchbewegung aber auch nach einer Kirche, die das Evangelium in heutiger Zeit glaubwürdig verkünden kann. Synodalität ist die Haltung, sich gegenseitig zuzuhören, wertzuschätzen, gemeinsam die Wirklichkeit wahrzunehmen, in ihr die ,Zeichen der Zeit‘ zu entdecken und im Licht der Evangeliums zu deuten. Daraus sollen auch Handlungs- und Veränderungsschritte entwickelt werden. Synodalität ist mehr als eine demokratisch-parlamentarische Methode der Entscheidungsfindung. Sie ist eine gemeinsame Orientierung am Evangelium für die großen Fragen der Menschen in dieser Zeit.

Was erwarten Sie sich ganz allgemein vom Synodalen Weg?

Das Logo ist ein Kreuz als WegweiserIch erwarte viele hilfreiche Impulse für die Zukunft unseres christlichen Glaubens und der Kirche(n). Wenn so viele Erfahrungen, Kompetenzen, und Professionen zusammenkommen und sich für den Geist Gottes und füreinander öffnen, möchte ich annehmen, dass die zu behandelnden Themen zu konkreten Schritten werden in unserem Bistum, in der Kirche in Deutschland und auch in der Weltkirche. Dabei können von außen betrachtet kleine Schritte innerkirchlich große Schritte sein. Ich möchte in nüchterner Leidenschaft und unruhig-ungeduldiger Gelassenheit in diesen Prozess hineingehen, voller Vertrauen, dass Gott ihn mit uns geht.

Welche Themen sind Ihnen besonders wichtig?

Weitere Infos

Alle vier Themen der Synodalforen: Kirche der Beteiligung; Verstehbarkeit und Lebbarkeit des priesterlichen Dienstes; das Miteinander von Frauen und Männern in Diensten der Kirche; und das Grundprinzip Liebe für ein gelingendes Leben auch in Sexualität und Partnerschaft. Alle vier sind mir im Innersten wichtig. Durch den Vorsitz im „Frauenforum“, den ich zusammen mit Frau Professorin Dr. Sattler aus Münster habe, liegt mir natürlich sehr der Weg zu einer Kirche am Herzen, in der Frauen an allen Entscheidungen, Diensten und Ämtern beteiligt sind. Frauen in Leitungsdiensten und -ämtern wie auch der Diakonat der Frau sind Themen, für die ich mich seit Jahren sehr einsetze.

Wo sehen Sie die katholische Kirche Deutschlands in zwei Jahren?

Ich hoffe sehr, dass sich die Katholische Kirche in Deutschland in zwei Jahren freut über die Schritte, die der Synodale Weg gegangen ist. Ich hoffe auf eine Kirche, die im echten Dialog mit den Menschen vor Ort, aber auch mit den weltkirchlich Verantwortlichen in Rom neues Vertrauen in sich selbst und bei den Menschen gewonnen hat, eine Kirche, die mutig aufbricht in die Zukunft.

Welche Auswirkungen könnte der Synodale Weg speziell auf das Bistum Osnabrück haben?

Gerade in den Bemühungen um eine Kirche der Beteiligung und um neue Möglichkeiten für Frauen vor allem in Leitung und Verkündigung sehe ich unser Bistum bestärkt. Ebenso in der Frage der pastoralen Begleitung von Menschen in Lebenssituationen, die bisherigen kirchlichen Maßstäben nicht entsprechen. Zurzeit werden konkrete Maßnahmen entwickelt, mit denen wir den Synodalen Weg in unserem Bistum mitgehen und begleiten können. Unter dem Motto „synod_os – gemeinsam weiter gehen“ sind alle herzlich eingeladen, diesen Weg mitzugehen.