Da standen sie alle auf!
Am Abend dieses Tages sagte er zu ihnen: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren. Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg; und andere Boote begleiteten ihn. Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm und die Wellen schlugen in das Boot, sodass es sich mit Wasser zu füllen begann. Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich und es trat völlige Stille ein. Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben? Da ergriff sie große Furcht und sie sagten zueinander: Wer ist denn dieser, dass ihm sogar der Wind und das Meer gehorchen?
Markus 4, 35-41
Es gibt nicht wenige Bibelstellen, da reagiert Jesus besonnen, leise, manchmal ganz gegenteilig zur Situation: z.B. wenn er nicht mitpöbelt, sondern bei der Ehebrecherin bleibt und eine kluge Frage sie alle zum Nachdenken bringt. Oder wenn er den blinden Bartimäus fragt „Was soll ich dir tun?“, während alle anderen ihn unwürdig links liegen lassen. Oder er sich erst ganz zum Schluss der Frau am Jakobsbrunnen zu erkennen gibt und sie nicht gleich als Sohn Gottes überrumpelt.
Diesem zarten Wesenszug kann ich grundsätzlich viel abgewinnen und in ihm wird auch die Freiheit Gottes sichtbar, die uns Menschen geschenkt ist. In manchen Situationen demütig, vorsichtig, zurückhaltend agieren, macht Sinn.
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Aber nicht jetzt und auch nie wieder – wenn wir sehen, dass Rechtsextreme in Deutschland Fürchterliches planen. Da bin ich dankbar, dass Jesus im Markusevangelium dieses Samstags aufwacht, aufsteht und ein Machtwort spricht: Schweig still!
Schweigt still – ihr Nazis, die ihr Menschen nach Rassen trennen wollt.
Schweigt still – die ihr offen rechtsradikale, menschenfeindliche und faschistische Meinungen zur Normalität werden lassen wollt.
Und alle anderen: Steht auf, um gemeinsam ein buntes, demokratisches, tolerantes und solidarisches Land zu bleiben! Erst Recht rund um den 27. Januar – dem Tag, an dem 1945 das Vernichtungslager Auschwitz befreit wurde, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts.
Vera Jansen