Den Klimawandel ernst nehmen

Tote Fichtenbäume
Bild: pixaby.com, pics_kartub

Starkregen, Stürme und außergewöhnliche Hitze, massenhaft Waldbrände rund ums Mittelmeer und Flutkatastrophen im eigenen Land. Unser Planet ist durch den weithin durch Menschen herbeigeführten Klimawandel in höchster Weise bedroht. Diese Nachrichten bestimmen uns in diesen Wochen über die weiterhin große Unsicherheit durch die Pandemie und andere gesellschaftliche und politische Erschütterungen hinaus. Und doch bleibt das alles oft in einem gewissen Abstand, wenn man es nicht selbst hautnah erlebt.

Zur Zeit bin mal wieder für einige Tage im Sauerland, um die herrliche Gegend und ihre Kultur zu genießen. Dabei sind die vielen abgeholzten Bergrücken unübersehbar, die das herkömmliche Bild vom Sauerland mit seinen riesigen Fichtenwäldern irritieren. Zum Teil rühren diese Kahlschläge von schweren Stürmen her, nun aber noch mehr von den langen Dürreperioden der vergangenen Jahre, die den Fichten das Wasser entzogen haben. Und die Borkenkäfer geben den Bäumen dann den Rest.

Über den Autor

Franz-Josef Bode ist unser Bischof und Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2010, damals als erster deutscher Bischof, schreibt Bode in unserem Bistumsblog über Begegnungen und Gedanken aus seinem bischöflichen Alltag.

Zwischen den Schattierungen prächtig grünender Laubwälder und Wiesen stechen einem überall die braunen, jämmerlich verendeten Nadelbäume ins Auge. Das Bild des Sauerlandes verändert sich, und bei aller Schönheit der hiesigen Natur bleiben diese Verlusterfahrungen ein „Stachel im Fleisch“. Das müssen wir sehr ernst nehmen, auch in Kirche. Es gehört ins Zentrum unserer Verkündigung, wie wir von der Zukunft der Schöpfung als Haus der Menschheitsfamilie sprechen, und erst recht, wie wir im Alltag schöpfungsgemäß handeln. Papst Franziskus geht uns darin voraus.

2 Kommentare zu “Den Klimawandel ernst nehmen

  1. Dem möchte ich ausdrücklich zustimmen, lieber Bischof Bode, und fragen: Wo sind die Christ:innen, wo ist die Kirche in dieser Krise? Laufen wir nicht Gefahr, Neues zu versäumen, während sich anderswo längst neue Klimagerechtigkeitsbewegungen ausbreiten? Stattdessen tun wir uns leid und haben mehr Mitleid mit uns selbst, als mit der Welt. Anstatt uns ernsthaft um die ökologische und klimatische Katastrophe zu sorgen, versinken wir in Selbstmitleid über den eigenen Relevanzverlust. Die Kirche entfremdet sich zunehmend von sich selbst und fürchtet sich davor, an die Hoffnung zu glauben, für die sie doch steht, meint zumindest auch Jürgen Manemann in seinem neuen Buch, das Ende August erscheint, und fordert deswegen – in Erinnerung an seine Lehrer Baptist Metz und Tiemo Peters – ein „Revolutionäres Christentum“ jenseits bürgerlicher Religion, ein Christentum als „große Übertreibung“, das sich seine Maßstäbe nicht durch seine Mutlosigkeit verkleinern lässt, ein Christentum der „metaphysischen Zivilcourage“ und der „produktiven Ungleichzeitigkeit“ an der Seite der Leidenden. Für ein solches messianisches Christentum stünde die Gegenwart unter „eschatologischem Vorbehalt“ und die evangelischen Räte wäre Ausdruck einer apokalyptischen Kompromisslosigkeit der Nachfolge. Seelisch krank machen ja nicht die evangelischen Räte, sondern ihre Stilisierung zum Bild idealer, „perfekter“ Christenheit. Voraussetzung für eine solchen „Kirche für andere“, wie Dietrich Bonhoeffer sie genannt hat, wäre allerdings auch, dass die „Betreuten“ sich ändern, dass auch sie ihren eigenen Klerikalismus ablegen und mündig werden.

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