Der Domschatz auf links gedreht
Die Vitrinen im Domschatz beherbergen Kunstwerke von schlichten Kelchen bis hin zu prachtvollen Reliquienschreinen. Manchen Artefakten wird viel Raum zur Entfaltung ihrer Ausdruckskraft gegeben – so etwa dem kostbaren Kapitelskreuz. In großen entspiegelten Vitrinen erscheinen sie zum Greifen nahe.
Einige Kunstwerke sind jedoch nicht allansichtig präsentiert. Somit können nur die Schauseiten bewundert werden. Aber welche Ansicht ist eigentlich die Schauseite? Bei den Reliquienstatuetten ist es eindeutig, es muss wohl jene Ansicht sein, die es gestattet, den Heiligen in ihre ausdrucksstarken Gesichter zu sehen. Dabei heißt es doch nicht umsonst, „auch ein hübscher Rücken kann entzücken“. Diese Redewendung trifft vor allem auf die Reliquienstatuette des Apostels Petrus zu . Warum? Erst die Rückseite offenbart, dass er das prachtvolle Ornat eines Bischofs trägt!
Dagegen ergibt die Rückseite anderer Kunstwerke überhaupt keinen Sinn und vermittelt dennoch überaus interessante Informationen: So verbirgt die nachträglich angebrachte Strahlensonne der Dominikanermonstranz sogar eine Ansicht, die bei Prozessionen in jedem Fall zu sehen gewesen ist – auch wenn diese natürlich nicht die Schauseite war.
Bei Kelchen ist die Schauseite nicht so einfach zu bestimmen. Aus theologischen Gründen wird dem Betrachter meist die Szene der Kreuzigung zugedreht, während die jeweils gegenüberliegende Szene nie zu sehen ist – auch wenn sie noch so spannend ist. So ist etwa die personell ungewöhnlich reduzierte Szene des Christus vor Pontius Pilatus auf dem prachtvollen Kelemann-Kelch dem Museumsbesucher bisher weitgehend unbekannt.
Nun haben Sie die einmalige Gelegenheit weitere Ansichten zu bestaunen und Szenen zu sehen, die Ihnen bisher verborgen geblieben sind. Denn bis auf Weiteres ist unser Domschatz auf links gedreht!
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