Man sieht nur mit dem Herzen gut

Auge
Bild: photocase.de, David Dieschburg

Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der Herr aber sieht das Herz.

1. Samuel 16,7b

 

Stellen Sie sich vor, ich würde Ihnen einen 50-Euro-Schein vor die Nase halten. Würden Sie ihn haben wollen? Sicher. Wenn ich diesen 50-Euro-Schein nun zerknüllen würde und ihn Ihnen wieder anbieten würde, würden Sie ihn noch immer haben wollen? Bestimmt. Und wenn ich diesen 50-Euro-Schein nun in den Dreck werfen und darauf herumtreten würde, er dann ganz verknittert und verschmutzt und vielleicht an einigen Stellen schon ein bisschen eingerissen wäre, würden Sie ihn dann noch immer haben wollen? Ich vermute schon, denn der Wert dieses Scheins verändert sich nicht! Ganz egal, wie er aussieht, es sind und bleiben 50 Euro.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

Haben Sie eine Frage? Oder eine ganz andere Idee zum Thema?

Dann schreiben Sie uns!
An bibelfenster@bistum-os.de

Mit uns Menschen ist es genauso. Es ist ganz egal, wie wir aussehen, ob wir schicke Kleidung, Markenklamotten oder nur Lumpen anhaben; ob wir fein hergemacht sind, die Haare bis ins letzte gestylt haben, verheult aussehen oder auch schmutzig sind; wir haben einen Wert, der immer bleibt – ganz egal, wie wir aussehen.
Gott weiß das, und er sieht es! Das macht der kleine Vers aus der heutigen ersten Lesung ganz deutlich. Eigentlich wissen wir Menschen das auch, und der Gedanke gefällt uns. Nicht ohne Grund wird z.B. Antoine de Saint-Exupéry bei vielen Anlässen gerne aus seinem „Kleinen Prinzen“ zitiert: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Und ich glaube jede und jeder wünscht sich, dass er oder sie von anderen Menschen nicht einfach nach Äußerlichkeiten bewertet wird, sondern so gesehen und angenommen wird, wie er oder sie ist – ganz und gar …

Aber wenn wir diesen Gedanken so mögen, so gerne und oft zitieren und uns das für uns selbst wünschen: Warum fällt uns das in Bezug auf den Anderen, besonders den Fremden, so schwer?

 

Pastoralreferentin Eva Schumacher