Die Auferstehung und das Leben
Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen […]. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag. Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?
Johannes 11, 20-25
Der Auszug aus dem oben stehenden Evangelium erzählt vom letzten Wunder, besser gesagt, vom letzten „Zeichen“ Jesu vor seiner Passion, seinem Tod und seiner Auferstehung: die Auferweckung des Lazarus. Innerhalb des langen und komplexen Textauszugs kommt es zu einer Szene, auf die wir uns nun konzentrieren werden: Die Begegnung und der Dialog zwischen Marta und Jesus.
Marta erwartet von Gott, was auch heutzutage in meinem Herkunftsland Italien und in aller Welt wegen der Corona-Pandemie die Verwandten verstorbener Menschen erwarten könnten: „Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.“
Verschiedene Gefühle tauchen hierbei auf: die Unsicherheit, wie man sich am besten vor diesem Virus schützen kann; die Unwissenheit, ob man schon infiziert ist; die Ungewissheit, bis wann die in vielen Ländern der Welt herrschenden Ausnahmesituationen anhalten werden. Alle diese Dimensionen haben mit unserer tiefgründigen Angst vor dem Tod, vor dem Ende, zu tun. Eindringlich schildert dies auch der Jesuit James Martin („Wo ist Gott in einer Pandemie?“).
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Der Tod ist eines der Ur-Themen der Menschheitsgeschichte. Im Hebräerbrief 2, 15 wird bezeugt, dass Christus uns aus einer Situation befreit hat, in der wir „durch die Furcht vor dem Tod unser Leben lang der Knechtschaft verfallen waren“. Wir leben immer schon in einem gewissen „Schachmatt“; von all unseren „Schachzügen“ wissen wir, dass sie letztlich nicht am Tod vorbeiführen können, auch wenn wir mit ihnen genau den Tod vermeiden wollen.
Gott rettet uns durch Jesus nicht VOM Tod, sondern IM Tod. Das Wunder im heutigen Evangelium ist nun weniger, dass Jesus Lazarus von den Toten erweckt, sondern dass Marta (und wir mit ihr) zum Glauben kommen, dass Jesus „die Auferstehung und das Leben“ ist. Und das nicht „am letzten Tag“, sondern schon im Jetzt. Im Hier. Jeden Tag. Die Beziehung mit Gott ist stärker als alles. Sie ist auch stärker als der Tod und wirkt ins Heute hinein. Das ist der Kern unseres christlichen Glaubens.
Bitten wir, dass in diesen schweren Zeiten unser Glauben, unsere Beziehung mit Gott, stärker wachsen kann als die Ängste und Befürchtungen, die auch da sind. Damit wir an die Frage Jesu „Glaubst Du das?“ mit einem „Ja“ voll Vertrauen antworten können.
Roberto Piani