Die Geschichte vom heiligen Martin
Ein ganz besonderer und nach wie vor prominenter Heiliger feiert in diesem Jahr den 1700. Geburtstag: der heilige Martin. Gerade um den 11. November, seinem Gedenktag, ziehen Kinder mit Laternen durch die Straßen, und die sicherlich bekannteste Geschichte aus seinem Leben, die Geschichte von der Mantelteilung, wird erzählt und nachgespielt.
Auf vielen älteren und neueren Bildern ist dargestellt, wie der römische Soldat Martin einem Bettler begegnet und seinen Umhang mit dem Schwert teilt. Auch Lieder besingen dies Ereignis, wie etwa „Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind …“, das es sogar ins neue Gotteslob geschafft hat (Nr. 545). Was macht diese Geschichte für uns noch so faszinierend?
Über den Autor
Johannes Wübbe ist Weihbischof in unserem Bistum. Auf wen er in seinem Alltag trifft und was ihn bewegt – wir werden das in seinen Blogbeiträgen verfolgen.
Es waren zwei grundverschiedene Welten, die da im wahrsten Sinne des Wortes aufeinandertrafen: Auf der einen Seite der reiche Soldat mit gesicherter Perspektive, auf der anderen der mittellose Bettler ohne jegliche Perspektive. Und dann wird an der eigentlich schlichten Handlung, die das Teilen des Mantels darstellt, deutlich, wie sich der Graben zwischen diesen Welten überbrücken lässt: dadurch, dass sich einer von den beiden berühren, anrühren lässt von der Not des anderen und ihm einfach hilft, ohne die Verschiedenheit zum Thema zu machen, geschweige denn, dass diese Verschiedenheit die Hilfe ausschließen würde. Und dann geschieht das Wunderbare: Die Begegnung verändert das Leben Martins: Die Legende erzählt, dass ihm Christus selber in der Nacht danach erschienen ist. Tatsächlich hat Martin wohl der Glaube schon seit Kindesbeinen beschäftigt. Wir wissen: Er hat schließlich den Dienst quittiert und wurde später sogar Bischof. Martin hat sein Leben geändert, weil ihm etwas Anderes zunehmend wichtiger geworden ist: anderen zu helfen – um Gottes Willen und aus der Freundschaft mit Jesus heraus.
In wenigen Tagen sehen wir wieder bunte Laternenumzüge, essen vielleicht sogar eine Martinsgans. Beides will Einladung sein, den Ursprung dieser Tradition nicht zu vergessen, sich sogar davon anstecken zu lassen: wie Martin sich vom Leben und den Nöten anderer Menschen berühren und so sich selber verändern zulassen. So tragen Werke der Barmherzigkeit reiche Frucht, eben gerade auch für uns selbst!