Die Seele der Orgel

Orgelwerke auf der Insel Langeoog
Bild: Klaus Kremer

Ich war am Sonntag zur Einweihung einer neuen Orgel in der St.-Nikolaus-Kirche auf Langeoog. Diese Orgel kommt aus dem ehemaligen Missionskloster Höchweit/Werthenstein in der Schweiz. Die kleine Inselgemeinde Langeoog hat diese Orgel mit großzügiger Unterstützung von Urlaubern erworben.

„Eine Kirche ohne Orgel ist wie ein Körper ohne Seele“, hat Albert Schweitzer einmal gesagt. Kein anderes Instrument verfügt über so viele Klangfarben, Klanghöhen und Klangtiefen. Fast alle 850 Töne, die ein Mensch hören kann, vermag sie erklingen zu lassen. Die Orgel kann fast alles: brausen, säuseln, klagen, jauchzen, in Ekstase versetzen. Sie ist dabei eine echte Herausforderung. Da bekommen die einen feuchte Augen bei ihrem Spiel, andere laufen weg oder werden sogar aggressiv. Die einen singen Hymnen und Lieder, die anderen werden an eine Kirche erinnert, mit der sie nichts mehr zu tun haben wollen.

Warum gibt es seit fast 1000 Jahren Orgeln in den Kirchen des Westens? Warum haben sich die kleine Inselgemeinde und viele Gäste darum bemüht, auf Langeoog eine Orgel zu hören? Die Orgel ist für sie wie ein tiefer Brunnen, aus dem sie etwa lebenswichtiges schöpfen können.

Über den Autor

Theo Paul ist Generalvikar und damit Stellvertreter des Bischofs und Leiter der Verwaltung des Bistums. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.

Viele Menschen kommen nach Langeoog wegen der gesunden Luft. Auch die Orgel hat mit Wind und Luft zu tun. Sie kann Hilfe sein, das Kreisen um sich selbst aufzubrechen. Wo wir nur noch dicke Luft verspüren, will sie uns den frischen Atem Gottes zuwehen. Sie führt uns aus der Leere der Resignation. Die Orgel macht uns weit. Musik wird zur Quelle der Kreativität und Inspiration. Unser Durst und unsere Sehnsucht münden im Lobgesang der ganzen Gemeinde. Dabei hat jede Orgel einen unverwechselbaren Klang, so wie auf Langeoog.

 

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