Ich bin in diesen Wochen wieder auf Baltrum als Inselpastor. Jeden Tag gehe ich um die Insel – man ist „bald rum“ –, lese, feiere Gottesdienst und klöne mit alten Bekannten. Mittlerweile kenne ich auch viele Urlauber, die jedes Jahr wiederkommen. Nicht wenige erzählen mir, dass Baltrum ihre Gottesdienst-Insel ist. Zur Kirche gehen sie im Sommer auf Baltrum. Sie sind nicht unbedingt in der Gemeinde ihres Wohnortes aktiv. Sie haben sich zu Sommerchristen entwickelt.
Wir kennen schon lange Christen, die zu Weihnachten, Ostern, Allerheilligen oder in den geprägten Zeiten zum Gottesdienst kommen. Eine neue starke Gruppe sind die Urlauberchristen, die mit dem Kirchgang ihrem Leben im Urlaub eine besondere Erlebnisqualität geben möchten. Es kommt zu persönlichen Begegnungen, die etwas in Bewegung bringen können. Die Bibel hat für solche „Begegnungschristen“ konkrete Namen wie Natanael, Bartimäus und Zachäus.
Über den Autor
Theo Paul ist Generalvikar und damit Stellvertreter des Bischofs und Leiter der Verwaltung des Bistums. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.
Die Zachäusgeschichte zeigt deutlich, was in einer anspruchsvollen Begegnung angestoßen wird. Es geht um Achtsamkeit, Freiheit in der Entscheidung und Loslassen. Die Geschichte endet mit dem Satz: „Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden.“ (LK 19,10). Lässt es sich noch stärker beschreiben? In Freiheit das Ziel erreichen?
In unseren Tagen werden wir mit der starken Beschleunigung unseres Lebens konfrontiert. Urlaub und Gottesdienst im Urlaub können eine gute Weise der Entschleunigung sein. Es können uns Augenblicke der Ewigkeit – Lichtblicke im Leben – geschenkt werden.