Ein Buch voll Hoffnung

Ein Buch voll Hoffnung

Was sagt die Schrift?
Nahe ist dir das Wort
in deinem Mund und in deinem Herzen.

Römer 10,8

 

Selten ist es mir so schwer gefallen, ein Thema für das Bibelfenster zu finden, wie in diesen Tagen. Normalerweise lese ich die aktuellen biblischen Texte (www.erzabtei-beuron.de), also zwei Lesungen und das Evangelium, und einer der Texte hat immer einen aktuellen Bezug, zu dem mir etwas für das Bibelfenster einfällt. Jetzt ist das anders. Alle drei Texte haben irgendwie auch aktuelle Bezüge, zu jeder Lesung könnte man so viel schreiben, aber es wäre in diesen Zeiten doch nie genug. Irgendwie ist mein Kopf total voll, aber doch leer. Aber jeder der Texte setzt in mir ganz viele verschiedene Gedanken zu den aktuellen Themen in Gang:

Die alttestamentliche Lesung aus Deuteronomium (Deuteronomium 26, 4-10) erinnert an die Geschichte, wie Gott sein Volk Israel aus Ägypten befreit hat und es in das gelobte Land geführt hat. Eine schöne Geschichte mit Happy End. Ich wünsche den Menschen, die gerade vor dem Krieg fliehen, eine sichere Ankunft, irgendwo. Ich hoffe, dass sie eines Tages in ihr Land zurückkehren dürfen, aber immer wieder passiert es auf unserer Erde, dass das Land, das uns allen doch von Gott gegeben wurde, von weltlichen Machthabern (zurück)erobert werden soll. Wenn man die ganze Geschichte des Volkes Israel bis in die heutige Zeit betrachtet, ist es mit ihrem Land ja auch nicht unproblematisch. Also doch kein Happy End?

Am Ende der neutestamentlichen Lesung, im Römerbrief (Römer 10, 8-13) steht: „Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.“ Viele Menschen beten in diesen Tagen für Frieden. Werden sie wirklich alle gerettet? Oder meint die „Rettung“ die Auferstehung der Toten? Generell ein sehr tröstlicher Gedanke und ein großes Geschenk, aber in der akuten Not und Angst vielleicht doch nur ein schwacher Trost?

Und im Lukas-Evangelium (Lukas 4, 1-13) wird von Jesu Versuchungen durch den Teufel in der Wüste erzählt. Ja, die Fastenzeit hat gerade angefangen. Da nehmen sich normalerweise viele Gläubige etwas zum Fasten vor und kommen manchmal doch in Versuchung … Aber sind Themen wie Schokolade oder Handykonsum in diesen Tagen wirklich wichtig? Und wer ist heutzutage eigentlich der Teufel?

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Die Texte verursachen in mir mehr Fragen als Antworten. Alle guten Gedanken enden doch mit einem „Aber“. Aber vielleicht ist das so und darf auch so sein. Deutlich wird, dass die biblischen Texte, die Texte aus dem Buch, das die Geschichte Gottes mit den Menschen erzählt, trotz ihres Alters immer noch und immer wieder aktuell sind. Wenn ich die biblischen Texte höre und lese, dann hat das immer auch mit mir, meiner Gesellschaft und meiner Zeit zu tun. Das kann hilfreich sein, aber ich muss wissen, wie ich mit der Bibel umgehen kann. Es ist, wie mit meinem Kopf gerade: Wenn die Bibel da liegt als Ganzes, ist sie voll von unzähligen Menschheitsgeschichten, aber wenn ich alles auf einmal betrachte, eine große Überforderung und damit „leer“. Ich kann mir aber die einzelnen Texte und Geschichten vornehmen und sie als (Bibel)-Fenster nutzen, um durch sie die Situationen heute neu zu betrachten: So kann ich meine konfusen Gedanken ein bisschen ordnen, kann neue Fragen entwickeln, deren Antwort ich suchen kann. Ich kann Gedanken und Formulierungen finden, die mir beim Betrachten oder Benennen der Situationen heute helfen können. Ich kann meine Sorgen und Nöte vor Gott ins Gebet bringen, weil seine Lebensgeschichte mit uns Menschen zeigt, dass ihm nichts fremd ist, was heute auf der Erde passiert. Ich kann mich auch über die biblischen Texte mit anderen Menschen austauschen und so ins Gespräch kommen, was gerade jetzt vielleicht besonders gut tut.

Und eines glaube ich sicher: Der Rahmen dieses Bibelfensters ist immer grün, denn die biblischen Geschichten tragen immer eine Hoffnung in sich: Das Volk Israel wurde befreit und erreichte das gelobte Land (Deuteronomium). Jeder, der an Gott glaubt, wird nicht zugrunde gehen (Römer). Jesus konnte dem Teufel widerstehen – das Gute hat gesiegt (Lukas).

Die Bibel ist ein Buch, das immer auch von Hoffnung erzählt – und die können wir sicher gerade alle sehr gut gebrauchen …

Eva Schumacher