Ein Corona-Geschenk aus Ostafrika

tanzende Nonnen
Bild: Missioanary Sisters of the Precious Blood

Ja, ich hätte am vergangenen Freitag fast mitheulen können, als wir noch einmal in dem Restaurant „um die Ecke“ waren … die jungen Besitzer, die alles in den vergangenen Jahren modernisiert, jetzt sorgfältig ihr Hygiene-Konzept erstellt hatten, liebevoll war alles für den Herbst dekoriert – und nun müssen sie wieder schließen.

Die engagierten Ehrenamtlichen im Saarland, die mit viel Begeisterung die „Woche der Stille“ vorbereitet und geplant hatten, dort hätte ich am Sonntag den Eröffnungsvortrag halten sollen – alles abgesagt. Das wunderschöne kleine Hotel an der Moselschleife – endgültig geschlossen, weil die Besitzer keine Kraft mehr haben, noch einmal anzufangen.

Es ist manchmal nicht leicht, trotz Corona die Hoffnung zu bewahren …

Drei Dinge haben mich an diesem Wochenende getröstet:

1. Die Begegnung mit einer älteren Dame im Münsterland, die sich auf die Kunst des Papierfaltens versteht und wunderschöne Kraniche, kleine Krippen, Nikoläuse, Giraffen und alles mögliche ganz filigran aus Papier entstehen lässt – und mit den Spenden dafür einen Pater und seine Arbeit auf Papua-Neuguinea unterstützt. Sie macht einfach das, was geht …

2. Auf der Heimfahrt vom Münsterland am Sonntag Hunderte von Wildgänsen auf ihrem Weg nach Süden, mal mehr, mal weniger gut in ihrer Keilform organisiert. Und sie werden wiederkommen … Genau wie die über 55.000 Kraniche, die derzeit im Diepholzer Moor rasten. Man kann sich darauf verlassen … und das tut gut.

3. Und schließlich der Hinweis auf ein Video bei YouTube, das mir ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert hat. Missionsschwestern vom Kostbaren Blut aus Kenia (Mitschwestern von Sr. Ulrike, die bei der Stadtpastoral in Meppen, der Bibliolog-Regionalgruppe und in manchen anderen Kontexten in der Diözese mitarbeitet) tanzen die „Jerusalema Dance Challenge“, voller Hoffnung, Kraft und Energie. Auch in dieser Ordensgemeinschaft sind vor allem in Südafrika zahlreiche Schwestern der Pandemie zum Opfer gefallen – und doch: Sie tanzen! Sie tanzen mit Besen und Schrubber, in Reihen mit Abstand, mit Kuchenteig und dem Gemüse, das sie im Garten ernten.

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„Jerusalema“, ein Lied, das 2019 in Südafrika von „Master KG“ zusammen mit Nomcebo Zikode geschrieben wurde – und in den vergangenen Monaten seinen Siegeszug um die Welt antrat. Der Text des Liedes ist in Zulu verfasst, eine der elf offiziellen Amtssprachen Südafrikas. Und darin heißt es u.a. übersetzt: „Jerusalem, meine Heimat! Du gehst mit mir, du verlässt mich nicht, du rettest mich!“ Ja, in dem Lied wird „Gottes Schutz und Führung“ erbeten, so hat es der Musiker „Master KG“ selbst gesagt – vielleicht erklärt sich dadurch der Erfolg des Liedes gerade in den jetzigen Zeiten? Oder ist es doch der Rhythmus voller Lebensfreude als das „trotzdem“ zu Corona und Lock-Down?

Über die Autorin

Andrea Schwarz ist Schriftstellerin, war lange Jahre pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück und lebt im Emsland. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!

Tatsache ist, dass sich sehr schnell im Internet verschiedene Video-Clips mit Tänzen zu diesem Lied verbreiteten: Pflegende und Ärzte in einem schwedischen Hospital, Marine-Soldaten in Italien, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in einem Einkaufszentrum  oder am Stuttgarter Flughafen – und auch aus Osnabrück habe ich schon erste Videos entdeckt! Und eben auch die Ordensschwestern in Ostafrika. „Jerusalema Dance Challenge“ hat in Corona-Zeiten auf seine Weise die Welt erobert – das gemeinsame Tanzen (mit Abstand!) zu dem Lied verbindet, fordert heraus (challenge!) und ist zu einem weltweiten Signal geworden: „Wir alle gemeinsam gegen Corona!“ Sogar der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa hat zur „Jerusalema Dance Challenge“ aufgerufen!

Nein, es nimmt die Ängste und Existenzsorgen nicht weg, der Lock-Down tut deshalb nicht weniger weh und das Virus wird sich auch nicht wegtanzen lassen. Aber sich zu einem gemeinsamen „trotzdem“ herausfordern zu lassen – das könnte schon sehr viel sein!

Inzwischen zirkulieren im Internet Hunderte verschiedener Videos aller möglichen Gruppen weltweit zu diesem Lied, auch das ein Zeichen der Verbundenheit – aber ich persönlich finde, eines der schönsten und mitreißendsten ist das der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut in Kenia!

Deshalb: Danke nach Ostafrika für dieses Zeichen der Hoffnung! Schauen Sie sich das Video oben unbedingt an – aber Vorsicht: Es macht süchtig … 😉

 

5 Kommentare zu “Ein Corona-Geschenk aus Ostafrika

  1. Liebe Andrea, vielen Dank für deine kleine Hoffnungsbotschaft.
    Ich versende an unsre Kita Leitungen auch kleine Lichtblicke und freue mich immer über Anregungen in deinem Block. Den Tanz werde ich mal weiter geben.
    Alles Gute und bleib gesund

    1. Liebe Dorothea, danke für die guten Worte! Und Anleitungen für den Tanz findest Du im Internet genau wie viele andere Beispiele, denn jeder tanzt ihn irgendwie auch ein klein bisschen unterschiedlich. Liebe Grüße zurück und viele Lichtblicke in diesen Tagen – und gesund bleiben! Andrea

    1. KLASSE!!!!!! Finde ich ganz toll!!! Und ich bin sehr gespannt, welche Videos bei Euch landen werden! Danke für die schöne Umsetzung! Und einen lieben Gruß dazu!
      Andrea

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