Ein Hoffnungsschimmer für die Kirche

Mutter und Kind in der Kirche
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Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn. Wie geschrieben steht beim Propheten Jesája – Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg bahnen wird. Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! —, so trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündete eine Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden. Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig. Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.

Markus 1,1-8

Vor zwei Wochen durfte ich im Osnabrücker Dom Zeugin eines sicherlich später einmal kirchengeschichtlich relevanten Anlasses sein: Ich durfte miterleben, wie 14 Männer und Frauen, darunter meine Kollegin Ruth Schmitz-Eisenbach, für den außerordentlichen Taufdienst in ihren Kirchengemeinden beauftragt wurden. Vielen Widerständen zum Trotz hat unsere Bistumsleitung diese Entscheidung kurz vor Ostern getroffen und viel Energie sowie Herzblut in die Ausbildung und Begleitung dieser Männer und Frauen gesteckt.

Für mich persönlich ist dieser Schritt ein Hoffnungsschimmer in „meiner“ Kirche. Dass diese in einer Krise ist, brauche ich nicht lange auszuführen, die Austrittszahlen, die finanzielle Situation und auch Machtmissbrauchsberichte sprechen für sich. Immer wieder frage ich mich selbst als Mitarbeiterin in diesem System, wie lange ich noch dessen Teil sein kann und möchte. Und auch Menschen in meinem Umfeld stellen mir diese Frage häufig. Ich antworte dann oftmals, dass ich in meinem pastoralen Alltag so viele großartige Begegnungen erlebe, beeindruckende Menschen treffe, mich mit ihnen austauschen und so meinen Glauben mit anderen teilen darf. Ich sage dann jedoch auch schnell dazu, dass ich „weiter nach oben“ nicht schauen darf, weil mich die Reformunfähigkeit der Institution Kirche resignieren lässt, traurig und wütend macht.

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Und dann kommt manchmal doch dieser Moment, in dem ich denke: meine Kirche bewegt sich doch, so wie in dieser Taufbeauftragungsfeier. Welch ein starkes Statement – welch ein Zeugnis dessen, dass wir Christ*innen in unserer Taufe selbst zu Priester*innen, König*innen und Prophet*innen gesalbt werden. Welch ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, diesen so wunderschönen wichtigen Dienst in unserer Kirche endlich dadurch vielfältiger gestalten zu können. Nennen Sie mich naiv, aber zu wissen, dass in den drei Kirchen in unserer Pfarreiengemeinschaft zukünftig auch eine Frau Kinder taufen und damit in unsere Glaubensgemeinschaft aufnehmen wird, ist für mich ein Hoffnungsschimmer, der mich weiter in diesem System Kirche bleiben lässt.

Wie heißt es zum Ende des Evangeliums: „Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligem Geist taufen.“ Hoffen wir einfach, dass dieser Heilige Geist weiterwirkt und dafür sorgt, dass sie sich immer weiter bewegt, diese unsere Kirche – und wir uns mit ihr.

Kirsten Ludwig