Ein Tag mit Jesus

See und aufgehende Sonne
Bild: unsplash.com, Nazrin B-Va

Sie verließen sogleich die Synagoge und gingen zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas. Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen sogleich mit Jesus über sie und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr und sie diente ihnen.

Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu sagen, dass sie wussten, wer er war.

In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten. Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich. Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort verkünde; denn dazu bin ich gekommen. Und er zog durch ganz Galiläa, verkündete in ihren Synagogen und trieb die Dämonen aus.

Markus 1,29-39

 

Kafarnaum. Ein Dorf am See Genezaret in Galiläa. Im Matthäus Evangelium heißt es über den Ort: Jesus verließ Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt. (Mt 4,13) Hier steht das Haus des Simon, genannt Petrus, der Fels; hier findet sich in Steinwurfnähe die Synagoge, die Jesus und seine ersten Jünger soeben nach einer spektakulären Heilung am Sabbat verlassen haben. Es ist die Zeit des Anfangs von Jesu öffentlichem Wirken. Ein kleines Kaff namens Kafarnaum rückt in den Blickpunkt der Welt- und Heilsgeschichte.

Das Markus Evangelium ermöglicht einen schönen Einblick in das Wirken, ja den Tagesablauf Jesu. Zuerst steht da der Besuch der Synagoge am Sabbat, wo Jesus lehrt und heilt. Dann geht er mit den ersten Jüngern zum Haus des Simon; es kommt zur Begegnung mit dessen Schwiegermutter. Danach folgt die Heilung und Aufrichtung aller Kranken, die man zu ihm brachte, noch am Abend, „als die Sonne untergegangen war“; am Tag darauf sucht Jesus das Gebet in der Stille des frühen Morgens – allein mit Gott; dann folgt der Aufbruch zu neuen Orten, um die Botschaft auch dort zu verkünden, „denn dazu bin ich gekommen“.

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Der Evangelist Markus öffnet ein Stück weit sogar die Tür zum Haus des Simon Petrus. Die Schwiegermutter hat Fieber; woher und warum – dazu erfahren wir nichts; ein Infekt vielleicht oder die Sorge um die Zukunft der Familie: Jetzt, da der Schwiegersohn mit diesem Prediger durch die Dörfer zieht… Doch dann heißt es: „Jesus ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr.

Hingehen und begegnen, Nähe, die Hand halten, Körper und Geist aufrichten: Wie einfach das bei Jesus klingt. In Zeiten der Kontaktbeschränkungen, der Umarmungsverbote und AHA-Regeln klingt das so weit entfernt wie die Vorstellung von einer Schwiegermutter des Papstes.

Ein Tag im Leben Jesu vom frühen Morgen in der Stille bis zu den vielen Menschen am Abend „als die Sonne untergegangen war“. Und immer sind da die Menschen, die ihre Not zu Jesus tragen. Die ganze Stadt, so heißt es, war vor der Haustüre versammelt: Alle suchen dich. – Mit dieser Suche nicht allein zu sein, das ist ein tröstlicher Gedanke.

Diakon Gerrit Schulte