Assisi tut gut!

Pilgerreise Assisi Oktober 2018
Bild: privat

Abflughalle Perugia, unsere Reise nach Assisi geht zu Ende. Wir sind glücklich durch alle Kontrollen, die Rollstuhlfahrer warten darauf, verladen zu werden. Weil der Flughafen so klein ist, sehen wir, wie unsere Maschine bereitgestellt wird. Ein Elfjähriger vor mir flüstert: „Bitte lass ein Treibwerk ausfallen! Bitte lass ein Triebwerk ausfallen!“ „Hey, was redest du da?!“, frage ich ihn lachend. Er schaut kurz hoch und sagt: „Dann könnten wir alle hierbleiben!“

Das ist einer der unzähligen kostbaren Momente während unserer Abenteuer-Pilgerreise letzte Woche. „Wenn es dir gut tut, dann komm!“ – unter diesem Motto hatten wir glaubende, zweifelnde, suchende, fragende Menschen mit und ohne Handicap eingeladen – einfach alle, die den Sehnsuchtsort Assisi erleben wollten. Die einzige Bedingung: Abenteuerlust, Hilfsbereitschaft und Neugier mitzubringen! Unsere Hoffnung: Zusammen den Glauben unter die Füße oder den Rollstuhl zu nehmen. Und das hat geklappt!

Pilgerreise Assisi Oktober 2018Zusammen – das war Zauberwort, das die Reise, so abenteuerlich sie an manchen Stellen war, unvergesslich und fröhlich gemacht hat. Wir schaffen fast alles, wenn wir es gemeinsam angehen: Die vielen steilen Wege und Treppen, die Müdigkeit, die Zweifel an den eigenen Kräften oder manchmal auch am Sinn des Lebens, die Traurigkeiten, die jede und jeder mitbringt, die tausendundeine Frage, die uns das Leben aufgibt, sogar einen unerwartet geplatzten Rollireifen oder verlorenes Schuhwerk. Probleme gibt es viele, das ist auf Reisen nicht anders als im richtigen Leben. Aber es gibt hier wie dort Lösungen, wenn man sich zusammentut.

Pilgerreise Assisi Oktober 2018Dazu gibt es eine Franziskus-Geschichte: Franz, der sich „Bruder“ aller Menschen nennt, hat oft darüber nachgedacht, wie ein vollkommener Bruder wohl sein müsste, so dass er Gott so richtig gefallen würde. (Franz ist ja einer, dem das Mittelmaß nie gereicht hat!) Er findet die Antwort in dem Moment, indem er in die Runde seiner konkreten Brüder schaut. Auf einmal weiß er: Der vollkommene Bruder hat den Glauben von Bruder Bernhard. Die Einfachheit von Bruder Leo. Die Höflichkeit von Bruder Angelo, die Schönheit von Bruder Masseo. Die Klugheit von Bruder Ägidio, die Ausdauer im Gebet von Bruder Rufino. Und dann – unbedingt –  den Schalk von Bruder Junipero, die Kraft von Bruder Giovanni, die Liebe von Bruder Rogerio und den unruhigen Geist von Bruder Lucido. Es fällt Franz wie Schuppen von den Augen: Der vollkommene Bruder, das sind wir nur alle gemeinsam.

Über die Autorin

Martina Kreidler-Kos ist zuständig für die Ehe- und Familienseelsorge. Natürlich liegen ihr diese Themen besonders am Herzen – aber nicht nur. Sie hat im Alltag ein wachsames Auge. Denn dort trifft sie auf große Dinge oder nur scheinbar kleine Nebensächlichkeiten.

Auch uns sind diese Schuppen von den Augen gefallen: „Wir brauchen die Geduld und Kreativität der Leute von der Franz-von-Assisi-Schule (wir hatten einen eigenen Ausbildungskurs angehender Erzieher*innen mit!), die Fürsorge der Krefelder (wir hatten ein engagiertes Catering-Team der Katechese-Kirche in Krefeld mit!), und alle anderen Eigenschaften, die wir auf diese Reise mitgebracht haben: Die Ruhe der Alten, die Energie der Jungen, die Hilfe der Zupackenden und den Mut und die Zuversicht aller, die in diesen Tagen über ihre Grenzen hinausgegangen sind.“ So haben zwei Jugendliche diese Franziskus-Geschichte am Ende der Reise ergänzt. Wir haben einfach alles zusammengeschmissen, was wir sind und herausgekommen ist eine überwältigende Erfahrung von Gemeinschaft. Und noch was: Wir konnten Gottes Geist in all dem spüren – vermutlich, weil er die meiste Freude an diesem Abenteuer hatte.

Hier geht’s zur Fortsetzung!

 

7 Kommentare zu “Assisi tut gut!

  1. Es war eine intensive Erfahrung.
    DANKE
    Für mich war es sehr schön die Hilfe an einander
    mit zu erleben.
    Sowie die wunderschönen Gottesdienst. DANKE

  2. Das Wunder der Brotvermehrung ins HEUTE geschrieben: wenn alle geben was sie haben, dann kann Gott echt Wunder wirken durch seine wunder-baren Geschöpfe – hier wurde das Gebet aus der Osternachtsliturgie er-lebbar: „Gott, deine uralten Wunder leuchten noch in unseren Tagen.“ Pace e bene!

  3. Danke das Träume wahr werden dürfen! Weil wir zeigen konnten das Gemeinschaft heute auch noch eine Strahlkraft hat. Und somit sich Kirche neu ereignet. Danke an alle unsere Unterstützer noch !!!

  4. Liebe Martina,
    vielen Dank für diesen Blog. Es war wunderbar zu erleben, wie auf dieser Pilgerreise innerhalb kürzester Zeit eine Gemeinschaft zusammenwuchs. Dies lag zu einem an der Zusammensetzung der Gruppe mit Alt und Jung, Familien mit Kindern und unseren vielen Rolli-Pilgern, aber eben auch an Dir und Eurem großartigem Team, welche dieses so nachhaltige Erleben in diesen Tagen ermöglicht haben. Nochmals vielen Dank an Dich und das gesamte tolle Team.

  5. HALLO MARTINA
    Wann folgt die Fortsetzung und vor allen Dingen: wann Sehen wir uns wieder?
    Wir denken gerne an die gemeinsame Reise, die netten Begegnungen und Tiefen Momente… Assisi wirkt nach bei uns und wir könnten so einiges erzählen.

  6. Heute kam die Einladung zum Nachtreffen – große Freude – natürlich bin ich dabei!
    Ohne den Hinweis in der Einladung wäre ich gar nicht auf diesen blog gestoßen. Nun habe ich gleich etwas weitergestöbert und finde gleich nebenan den blog: „60 Jahre Heilige fürs Fernsehen“. Und wo man da am Ende zum Weiterlesen aufgefordert wird, da kommt man dann zu einer wirklich ergreifenden Klara-Geschichte. Diese Weihnachtsgeschichte aus dem Jahr 1252 fasst mich wirklich an, wohl ganz besonders deshalb, weil wir in San Damiano das Kranken- und Sterbelager Klaras gesehen haben, ebenso wie den Ort von dem die „Live-Übertragung“ kam, die Portiunkula.
    Danke für diese tolle Reise – sie hat viele nachhaltige Impulse gegeben – und herzliche Grüße an all die genialen Mitreisenden 🙂
    PS: Das Rezept der Franziskus-Kekse wünschen wir uns noch von den Krefeldern.

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