Eine Botschaft mit Sprengkraft

Explosion
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Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Ich muss mit einer Taufe getauft werden und wie bin ich bedrängt, bis sie vollzogen ist. Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf der Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Spaltung. Denn von nun an werden fünf Menschen im gleichen Haus in Zwietracht leben: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei; der Vater wird gegen den Sohn stehen und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.

Lukas 12, 49-53

 

Das heutige Evangelium hat es in sich. Jesus ist gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen, Spaltung und Zwietracht zu säen. Wie passt das zusammen mit unserem Verständnis von Nächstenliebe, Frieden, Miteinander?

Tatsächlich erleben wir, allem Anschein nach, eine zunehmende Spaltung innerhalb der Kirche, der Politik und der säkularen Gesellschaft in rechts und links, konservativ und progressiv. Man gewinnt den Eindruck, dass ein Zusammenkommen nicht mehr möglich ist. Jeder beansprucht die Wahrheit für sich. Ein wertschätzendes und mühsames Ringen, was die Wahrheit sein könnte, findet immer seltener statt. Diese Disharmonie und Konfrontation zieht sich bis in die Familien hinein. Ist es das, was Jesus wollte? Wozu er gekommen ist?

Was Jesus verkündet ist radikal und in dieser Radikalität verstörend. Es ist nichts anderes als die Umwertung der geltenden Werte.

Der bedeutende Philosoph Friedrich Nietzsche, der die Umwertung aller Werte im gänzlich anderen Verständnis propagierte, drückte sein Selbstverständnis mit folgenden Worten aus: Ich bin kein Mensch. Ich bin Dynamit.

Und ebenso ist es mit Jesus und seiner Botschaft.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Sie ist Dynamit in dem Sinne, dass sie eine radikale Umwertung der Werte fordert, nach der nicht das Herrschen im Vordergrund steht, sondern der Dienst. Eine Forderung, die den Armen in den Mittelpunkt rückt und nicht den Reichen und nach der das Geben mehr zählt als das Haben. Die Botschaft Jesu stellt gerade diejenigen in Frage, die sich der Wahrheit sicher sind.

Wer nach den Werten Jesu lebt, sät Spaltung und Zwietracht, weil es eine Abkehr vom gewinnmaximierenden Denken bedeutet, das unsere Wirtschaft prägt; weil es ein nachhaltiges Handeln einfordert, das unser konventionelles Konsumieren in Frage stellt; weil es jede Weltanschauung, die sich gegen Fremdes und Neues wendet, infrage stellt und weil es letztlich einen Stachel im Fleisch derjenigen bedeutet, die zu viel besitzen und zu wenig geben.

Wer diese Werte Jesu lebt und einfordert, kann nicht auf Zuspruch und Applaus hoffen – leider auch nicht immer innerhalb der verfassten Kirche. Aber sie können sich ermutigt fühlen, sich in der Nachfolge Jesu zu wissen.

Christoph Lubberich