Erster Pfarrbeauftragter im Dienst

Michael Göcking
Bild: Bistum Osnabrück

Zum ersten Mal übernimmt im Bistum Osnabrück ab 1. Dezember 2018 ein hauptamtlicher Laienmitarbeiter die Leitung von zwei katholischen Pfarreien: Der Pastoralreferent Michael Göcking ist künftig als Pfarrbeauftragter für die Pfarreiengemeinschaft Wellingholzhausen/Gesmold zuständig – eine Position, die bislang Pfarrern vorbehalten war. Im Interview beantwortet Michael Göcking Fragen zu seinen neuen Aufgaben.

 

Herr Göcking, was genau ist eigentlich ein Pfarrbeauftragter?

Ein Pfarrbeauftragter ist ein hauptamtlicher Laie, der eine Pfarrei oder Pfarreiengemeinschaft leitet. Laie bedeutet in dem Fall, dass ich nicht geweiht bin, wie beispielsweise ein Priester. Ich bin dem pastoralen Team in der Pfarreiengemeinschaft vorgesetzt – bislang war das immer die Aufgabe eines Pfarrers.

Warum werden Sie als Pfarrbeauftragter eingesetzt?

Mit der Einführung der Gemeindeleitung durch hauptamtliche Laien an einzelnen Standorten soll die weitere Zusammenlegung von Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften zu noch größeren Einheiten im Bistum Osnabrück vermieden werden. Das Kirchenrecht ermöglicht diesen Schritt, wenn es nicht genügend Priester zur Leitung der Gemeinden gibt. Dem Pfarrbeauftragten steht in seinen Aufgaben ein moderierender Priester zur Seite, der nicht vor Ort lebt. Bei mir ist es Pater Dominik Kitta. Das heißt also, dass es in unserer Pfarreiengemeinschaft wohl Priester gibt, jedoch keinen Pfarrer. Die Leitung wird mir übertragen. Ich bin dem pastoralen Team in der Pfarreiengemeinschaft vorgesetzt und werde auch in den Gottesdiensten predigen.

Wie werden Sie in das Amt eingeführt?

Weitere Infos

Die Verpflichtung eines Pfarrbeauftragten ist eine von vielen Formen der „Kirche der Beteiligung“ im Bistum Osnabrück. Die Beteiligung vieler – nicht nur geweihter und hauptamtlicher – Kirchenglieder ist hier seit vielen Jahren gelebte Praxis: Zahlreiche ehrenamtlich Engagierte übernehmen Verantwortung in Gremien wie Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat, in Caritas, Katechese und liturgischen Diensten. Dadurch wird kirchliches Leben lebendig! Die „Kirche der Beteiligung“ knüpft an diese Praxis an und entwickelt sie weiter. Sie fördert einen offenen Dialog und gemeinsames Lernen von Haupt- und Ehrenamtlichen. Im Bistum Osnabrück wird so eine Kultur der Möglichkeiten gepflegt, die neue Perspektiven für die Pastoral entdecken will. Weitere Infos zur Kirche der Beteiligung gibt es hier.

Die Einführung wird ähnlich sein wie die eines Pfarrers. Es werden am Anfang die Einführungsdokumente des Bischofs vorgelesen. Es gibt eine symbolische Schlüsselübergabe durch die beiden Kirchenvorstandsvorsitzenden an Pater Dominik und mich. Wir werden die Gemeinde segnen und auch gemeinsam predigen. Und wir werden mit allen sechs Mitgliedern unseres pastoralen Teams gemeinsam das Glaubensbekenntnis sprechen.

Wie haben Sie sich auf das neue Amt vorbereitet?

Meine bisherigen beruflichen Erfahrungen – ich bin seit 28 Jahren Pastoralreferent – haben mich vorbereitet. Ich habe lange als Religionslehrer, in einer Pfarrei, im Dekanat, auf der Landesgartenschau Bad Iburg und als leitender Notfallseelsorger gearbeitet. Diese verschiedenen Berufsfelder haben mich geprägt, an den unterschiedlichen Aufgaben bin ich gewachsen. Neu wird für mich die Arbeit im Kirchenvorstand sein, außerdem werde ich Dienstvorgesetzter für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den beiden Pfarreien und den Kindertagesstätten. Das ist für mich eine neue Herausforderung, für die ich Unterstützung vom Bistum erhalten werde.

Logo Kirche der BeteiligungWie kann man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?

In der ersten Phase stehen ein Kennenlernen und Begegnungen mit allen Gruppen, Kreisen, Initiativen und Verbänden in beiden Gemeinden an. Außerdem arbeite ich im Pfarrgemeinderat und im Kirchenvorstand mit und übernehme eventuell die Leitung. Ich leite Wortgottesdienste und auch Beerdigungen. Ich werde Mitarbeitergespräche führen, habe Büroarbeiten mit Vorbereitungen, viele Besprechungen und Konferenzen. Ich pflege Kontakte zur Kommune und zu anderen, nicht kirchlichen Gruppen und setze mich für die Ökumene ein. Das wird mein Arbeitsalltag sein, vermute ich. Genaueres weiß ich dann in einem halben Jahr.

Was haben Sie für Pläne? Wie möchten Sie die Gemeindearbeit gestalten?

Erstens: Es wird nicht alles anders, nur weil es in beiden Gemeinden eine neue Struktur und Leitung gibt. Zweitens: Wenn jemand neu in eine Aufgabe kommt, ist es gut, erst einmal zu sehen, dann zu urteilen und zu handeln. Ich werde die ersten 100 Tage nutzen, um alles kennenzulernen, was es gibt. Ich wünsche mir einen Prozess von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, bei dem wir gemeinsam überlegen: Wie können wir heute unseren Glauben leben, welche Schwerpunkte wollen wir in den Gemeinden setzen, was wollen wir bewahren und ausbauen? Was passt nicht mehr und muss beendet werden? Mir ist es ganz wichtig, dass wir nicht alles durchplanen, sondern dass wir Zeit finden, Neues zu entdecken und auszuprobieren. Außerdem ist mir noch die Blickrichtung wichtig: positiv gestimmt sein, auf das zu schauen, was es gibt und auf die vielen, die sich auf verschiedene Weise engagieren. Keine Blickrichtung, die immer klagt, was alles weggebrochen ist, und dass die alten Zeiten doch schöner waren. Wir leben und glauben heute!