Falsch verbunden?!
Am Montag erhielt ich einen Anruf; als ich mich meldete und vorstellte, fragte die Anruferin leicht verwirrt: „Wer ist da?“ Und ich stellte mich ein zweites Mal vor, etwas ausführlicher. Da fing die Anruferin an zu lachen und sagte: „Entschuldigung, da habe ich mich verwählt. Ich brauche ein Geldinstitut, in meinen Fragen können Sie mir nicht helfen.“ Und sie legte lachend auf.
Ein versehentlicher Anruf, der doch in mir nachklingt. Denn ich bleibe bei der Frage hängen: Wofür steht die Kirche eigentlich, gerade in dieser Zeit? Oder anders, mit der im Moment so oft verwendeten Kategorie der Systemrelevanz formuliert: Ist die Kirche in der gesellschaftlichen Wahrnehmung eigentlich systemrelevant? Und wenn ja, worin besteht ihre Relevanz? Wofür macht sie sich gerade stark?
Im Nachdenken über dieses „Wofür?“ kommen mir drei Dinge:
Realismus in einer ungewissen Zeit: Kluges abwägen, was ist möglich und was muss gerade zum Schutz der Gesundheit unterlassen werden, ist für das kirchliche Leben genauso geboten, wie für das gesellschaftliche Leben insgesamt. Im Bemühen verantwortbare Regelungen zu finden, gilt es die besonders gefährdeten und älteren Menschen zu schützen, sie aber nicht aus dem Blick zu verlieren. Sie eben nicht auszuschließen oder zu isolieren. Formen von Gemeinschaft zu finden, die trotz social distancing Gemeinschaft vermitteln, kann gelingen, wie die vielen kreativen Ideen zeigen. Auch wenn es den regelmäßigen Besuch der einem wichtigen Personen nicht ersetzen kann. Wie schön, dass es doch wieder anders möglich ist …
Handfeste Nächstenliebe: Die Vielzahl an Initiativen der Gemeinden vor Ort, die auf so unterschiedliche Weise Unterstützung und Hilfe anbieten. Die Menschen ungeachtet ihrer Kirchenbindung und jenseits des Rampenlichts nicht alleine lasse, sondern solidarisch für sie da sind.
Über den Autor
Johannes Wübbe ist Weihbischof in unserem Bistum. Auf wen er in seinem Alltag trifft und was ihn bewegt – wir werden das in seinen Blogbeiträgen verfolgen.
Trost, der nicht vertröstet: Der christliche Glaube liefert keine Antwort auf die gegenwärtige Krise. Aber der österliche Glaube an Jesus Christus, an sein Leben, Leiden und Auferstehen eröffnet eine Perspektive, die nicht abstrakt vertröstet, sondern Orientierung und Trost anbietet. Denn es ist der Glaube an einen Gott, der im Leid nahe ist, weil er in seinem Sohn Leid und Schmerz am Kreuz geteilt hat. Dieser Gott will dich halten und tragen. Wie wichtig, dass in diesen Krisenwochen unsere Kirchen geöffnet waren!
Wenn wir jetzt an Pfingsten wieder, natürlich unter Auflagen, miteinander Gottesdienst feiern dürfen, dann ist das doch die Gelegenheit, sich den Heiligen Geist schenken zu lassen, der als Brückenbauer(in) uns Wege zueinander und miteinander aufzeigen kann.