Friedensbotschaft von Bischof Franz-Josef Bode
Im Rahmen der Abschlusszeremonie des internationalen Weltfriedenstreffens 2017 erinnerte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode an die historische Bedeutung der Friedensstädte Münster und Osnabrück. Außerdem hob er die Bedeutung des Dialogs und der Begegnung für den Frieden hervor und dankte allen, die Netzwerke des Friedens knüpfen und am Frieden der Welt mitbauen.
Hier seine Botschaft in voller Länge:
Liebe Freundinnen und Freunde des Friedens von nah und fern!
Als katholischer Bischof von Osnabrück begrüße ich Sie mit großer Freude heute Abend an diesem historischen Ort zum Höhepunkt unseres diesjährigen Friedenstreffens.
Es war am 25. Oktober 1648. In Münster und in Osnabrück – an dieser Stelle hier – wurde nach 30 Jahren grausamster kriegerischer Auseinandersetzungen der Westfälische Frieden verkündet. Lange, zähe Verhandlungen hatten endlich den Weg freigemacht für das Zusammenleben der Konfessionen und der politischen Mächte. Dieser Weg war für die deutsche und die europäische Geschichte und auch noch darüber hinaus von höchster Bedeutung.
Voll Dankbarkeit und Freude sangen die Menschen damals den Choral „Nun lob, mein Seel, den Herren, was in mir ist, den Namen sein … Der Herr schafft Recht, behütet, die leiden in seinem Reich.“ Wir alle wissen, wie zerbrechlich dieser Friede war und wieviel Krieg und Gewalt noch folgten. Und das bis heute, da es nicht mehr nur um das Miteinander der christlichen Konfessionen geht, sondern weit mehr um das Miteinander der Religionen, ja das Miteinander aller Menschen, ob sie einer Religion angehören oder nicht.
Heute ist der 12. September 2017. Mitten in unserer von Gewalt, Terror und Unfrieden erschütterten Welt, mitten in einer Zeit, in der Religion missbraucht wird zur Rechtfertigung von Mord und Totschlag, versammeln wir uns wieder hier an diesem Ort des Friedens in Osnabrück. Menschen aus aller Welt sind gekommen in der Hoffnung und in dem Vertrauen auf die immer größere Macht des Guten, im Vertrauen auf den immer größeren Gott, der den Frieden will. Und wieder wollen wir singen: „Nun lob, mein Seel, den Herren…“
Die Begegnungen in diesen Tagen von vielen Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Religionen aus politisch durchaus auch verfeindeter Staaten steigern die Sehnsucht nach Frieden in Gerechtigkeit für die ganze Welt. Sie zeigen unübersehbar die positive Kraft der Religionen für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen. Denn gerade heute sind die Netzwerke des Friedens – die wir nun auch von hier aus knüpfen durch die hervorragende Hilfe der Gemeinschaft von Sant’Egidio – gerade heute sind diese Netzwerke des Friedens von überlebens-notwendiger Bedeutung für die Welt angesichts der grausamen Netzwerke der Ungerechtigkeit, der Gewalt und des Terrors.
Hier werden Netzwerke der Freundschaft geknüpft gegen die unheimliche Vernetzung des Bösen, das uns jeden Tag erschrecken lässt. Hier, unter uns, vernetzen sich Menschen verschiedenster Herkunft und Kultur für eine bessere Zukunft der Menschheitsfamilie und der Schöpfung.
Jede Religion, jede Gemeinschaft, die ihre Verantwortung für Mensch und Welt vor dem Angesicht eines Größeren, ja des Größeren wahrnimmt, bringt Unschätzbares ein für die Vision des Friedens in Gerechtigkeit. Das wird uns gerade durch die Weltfriedenstreffen sehr bewusst. Papst Franziskus hat in seiner Botschaft zum 50. Weltfriedenstag 2017 noch einmal mit Nachdruck betont: „Keine Religion ist terroristisch. Die Gewalt ist eine Schändung des Namens Gottes. Werden wir nie müde zu wiederholen, dass der Name Gottes die Gewalt nie rechtfertigen kann. Allein der Friede ist heilig. Nur der Friede ist heilig, nicht der Krieg. … Bemühen wir uns mit Gebet und Tat darum, Menschen zu werden, die aus ihrem Herzen, aus ihren Worten und aus ihren Gesten die Gewalt verbannt haben, und gewaltfreie Gemeinschaften aufzubauen, die sich um das gemeinsame Haus kümmern. Nichts ist unmöglich, wenn wir uns im Gebet an Gott wenden. Alle können ,Handwerker‘ des Friedens sein.“
Alle können Handwerker des Friedens sein. – Von Herzen danke ich Ihnen allen, die Sie am Frieden der Welt mitbauen. Ich hoffe sehr, dass Sie dazu aus Münster und Osnabrück viel Ermutigung mitnehmen. Ja, bewahren wir uns auch nach unserer Heimkehr in unsere Alltagswelten das tiefe Gottvertrauen, das sich in dem erwähnten Choral 1648 Bahn brach. Da heißt es am Schluss: „Wir werden es erlangen und glauben von Herzensgrund!“ Das ist unsere Hoffnung: Wir werden Frieden erlangen! – Dank allen, die uns diese Begegnungen ermöglicht haben.
Segen liege über dieser Stunde! Segen gehe von hier aus in alle Welt! Segen mögen alle sein, die sich hier eingefunden haben, um Hass und Unfrieden zu überwinden! Der Segen Gottes, der alles Begreifen übersteigt, stärke und begleite Sie alle!