Gegen das Dunkel, für das Licht
In jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.
Markus 13, 24-27
Der Evangelist Markus schrieb diese Zeilen für seine damaligen Leser*innen angesichts bedrückender Erfahrungen: Die Römer hatten gerade Jerusalem erobert und den Tempel zerstört. Das Jüdische Volk in Bedrängnis – Weltuntergangsstimmung.
Die tröstliche Botschaft: Jetzt ist vieles schlimm, doch das letzte Wort über die Geschichte hat Gott, hat der Menschensohn – Jesus Christus. Gott wird die Geschichte der Auserwählten, die jetzt leiden, zu einem guten Ende führen. Diese Verheißung wird mit kosmischen, apokalyptischen Bildern eindrücklich ausgedrückt.
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Ich gehe davon aus, Jesus würde heute zu uns anders reden, Evangelisten würden anders schreiben – und doch ist Manches ähnlich:
Ich schreibe meine Zeilen für Leser*innen heute angesichts bedrückender Erfahrungen: In den USA ist ein Mann (schon wieder) an die Macht gekommen, der Fremden- wie Frauenfeindlichkeit salonfähig gemacht hat und Anlass zu vielfältiger Sorge gibt. In Deutschland zerlegen sich die demokratischen Parteien und frohlocken diejenigen, die über Drohung und Verrohung zum Erfolg kommen wollen. Unsere Welt in Bedrängnis – Weltuntergangsstimmung.
Woher den Mut nehmen, auch heute auf die tröstliche Botschaft Jesu zu vertrauen? Und dennoch: Seit der Auferstehung Jesu, seit Ostern wurden und werden zahlreiche Menschen von der Hoffnung – einer mitunter trotzigen Trotzdem-Hoffnung – getragen, dass das Gute siegt!
Drangsal und Bedrängnis sind nicht wegzureden. Und doch dürfen wir Mut fassen und einander ermutigen, gegen das Dunkel für das Licht zu kämpfen. Denn im Letzten hat die Geschichte der Welt und hat jede einzelne Lebensgeschichte Sinn und Ziel. Darum hat „hoffentlich“ der evangelische Theologe und Dichter Friedrich Hölderlin Recht mit diesem berühmten Wort aus seiner Hymne „Patmos“: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“
Martin Splett