Gegen Stammtischparolen und Verschwörungstheorien
Hetze gegen „die Flüchtlinge“ oder verächtliche Bemerkungen a la „typisch Frau“ – ob im Freundeskreis, am Arbeitsplatz oder im Internet, immer wieder und immer häufiger kommt es im Alltag zu Situationen, in denen Menschen mit anderer Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Lebensart durch drastische Behauptungen schlecht gemacht werden. Manch eine oder einer möchte da widersprechen, traut sich aber nicht oder es fehlen die passenden Argumente. Zum Glück kann man solche Diskussionen üben!
Marlies Stertenbrink ist Pädagogin und Bildungsreferentin in der Katholischen LandvolkHochschule Oesede. Nebenbei arbeitet sie seit 2019 als Referentin für die Katholische Erwachsenenbildung im Bistum Osnabrück und moderiert verschiedene Veranstaltungen zum Thema „Argumentieren gegen Stammtischparolen“. Dabei können Teilnehmende zum Beispiel lernen, sachlich zu diskutieren, Widersprüche aufzudecken und wichtige Grenzen zu ziehen. „Mit den Kursen möchte ich einen Beitrag zum gemeinschaftlicheren Zusammenleben in der Gesellschaft leisten“, sagt Stertebrink – und gibt im Interview einen kurzen Einblick, was das in der Praxis bedeutet.
Was ist der beste Weg, um Stammtischparolen zu begegnen?
Das erste und vielleicht auch wirksamste Mittel ist das konkrete Nachfragen nach Details, Statistiken oder Beispielen. Dabei immer möglichst sachlich bleiben und wenig Emotionen einfließen lassen. Damit findet man selbst nicht nur heraus, ob die Parole des Gegenübers handfest ist und ob er oder sie Wissen über das angesprochene Thema hat, sondern kann Pöbler auch zum Nachdenken über eigene Aussagen bringen. Durch die Antworten auf diese Nachfragen findet man auch schnell heraus, ob sich eine sachliche Argumentation oder Diskussion „lohnt“ oder ob es sinnvoller ist, einfach nur den eigenen Standpunkt darzustellen, um Pöbler nicht in ihren Parolen zu bestätigen.
Auf keinen Fall sollte man mit machen, mit lachen oder andere Dinge tun, die jemanden, der Stammtischparolen raushaut oder Hass im Netz verbreitet, glauben lassen könnten, dass er im Recht ist.
Gilt das auch bei Menschen, die Verschwörungstheorien und Fake News verbreiten?
Ziel beim Argumentieren gegen Stammtischparolen ist es, Pöblern und Populisten aufzuzeigen, dass ihre Meinung nicht die Einzige ist und gegebenenfalls deutlich zu machen, dass man selbst anderer Meinung ist. Gleichzeitig bestärkt man damit Umstehende oder – in sozialen Medien – Mitlesende darin, Zivilcourage zu zeigen und dazu beizutragen, gesellschaftlicher Spaltung entgegenzuwirken. Auch gegen Verschwörungstheoretiker und Menschen, die Fake News verbreiten, sind konkrete und sachliche Nachfragen ein gutes Mittel.
Kann man produktives Argumentieren gegen Stammtischparolen lernen?
Weitere Infos
Wer sich für ein Training zum Argumentieren gegen Stammtischparolen interessiert, kann sich auf der Internetseite oder direkt bei der Katholischen Erwachsenenbildung informieren: Telefon 0541 35868-71 oder E-Mail info@keb-os.de. Kurse werden in verschiedenen Regionen des Bistums angeboten.
Natürlich, je häufiger man sich damit beschäftigt, desto besser. Über das Nachfragen hinaus gibt es noch weitere Strategien, die zu einer gelingenden Argumentation beitragen. Ebenso gibt es Möglichkeiten, die bei einer misslungenen sachlichen Diskussion angewandt werden können. Diese Strategien kann man einüben und gleichzeitig selbst sensibler für das Thema werden. Zum Beispiel in Workshops und Vorträgen, die durch die Katholische Erwachsenenbildung Osnabrück angeboten werden. Dazu gibt es offene Veranstaltungen, die im Programm der Erwachsenenbildung beschrieben sind. Es ist auch möglich, eigene Veranstaltungen und Angebote für jede Art von Gruppe in Gemeinden, Verbänden, Vereinen etc. anzufragen. Je nach Interesse und Gruppengröße wird dann ein entsprechender Termin zielgerichtet geplant und durchgeführt.