Gehört das Christentum zu Deutschland?

Gehört das Christentum zu Deutschland?
Bild: pixabay.com, Thomas B.

Ist unser Sozialstaat ohne Christentum denkbar? Nicht wenige Journalisten sind der Meinung, dass es mit dem Christentum vorbei ist. Die Anzahl der Kirchenmitglieder ist auf unter 50 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung gesunken. Was sollen da noch christlichen Feiertage, christlicher Religionsunterricht, Kirchensteuer und das alles? Die Beseitigung christlicher Spuren in unserer Gesellschaft wird von vielen als Befreiungsgeschichte gewertet.

In dieser kritischen Stimmung und Haltung leisten die Skandale unserer Kirche ihren verstärkenden Beitrag. Sie werfen immer wieder neue Fragen und Zweifel auf. Nur wenn sich Kirche diesen Herausforderungen stellt, wird sie die Zukunft unseres Landes mitgestalten können.

Für diesen Gestaltungsprozess hat der Historiker Heinz Schilling ein neues Buch mit dem Titel „Das Christentum und die Entstehung des modernen Europas“ veröffentlicht. Ich habe es mit großer Begeisterung gelesen. Es zeigt, wie sich in den Konflikten der Vergangenheit, auch im Versagen der Kirche, die Demokratie und das moderne Europa entwickelt haben. Dabei ist er sehr bemüht aufzuzeigen, dass auch in dunklen Zeiten der Kirchengeschichte immer alternative Strömungen und Denkrichtungen lebendig waren. Sie haben sich für die Menschenrechte der Indios oder für die Religionsfreiheit eingesetzt, obwohl sie von den Mächtigen unterdrückt wurden.

Die Geschichte zeigt aber auch, dass Menschenwürde und Freiheit eine Zeitlang zum Schweigen gebracht werden können. Eine Zeitlang.  Sind sie einmal ausgesprochen und veröffentlicht, lassen sie sich nicht wieder verdrängen.

Über den Autor

Theo Paul ist Domkapitular und unter anderem für die Krankenhäuser, Klöster und geistlichen Orte im Bistum Osnabrück zuständig. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.

In dem Buch wird deutlich, wie zentrale Grundüberzeugungen des christlichen Glaubens sich immer wieder in Veränderungsprozessen durchgesetzt haben. „Die christlichen Kirchen und Gemeinschaften müssen sich in der modernen, pluralen und liberalen Welt behaupten, zu deren Entstehung sie maßgeblich beigetragen haben“, heißt es dazu auf Seite 377.

Was hält unsere Gesellschaft zusammen? Diese Frage treibt viele Verantwortliche um. Heinz Schilling gibt da Orientierung und Hilfen. Ich wünsche mir, dass auch viele christentumskritische Mitbürgerinnen und Mitbürger dieses Buch lesen.

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