Räume öffnen für das Gespräch mit Austretenden

Räume öffnen für das Gespräch mit Austretenden
Bild: Bistum Osnabrück

Enttäuschung über die katholische Kirche – das treibt zurzeit viele um. So etwa die Frauen, die mir berichteten, dass sie mit ihrer Geduld am Ende wären. Allesamt Frauen, die sich seit langem in der Kirche ehrenamtlich engagieren. Viele erwarten sich eine andere Kirche, in der Frauen voll gleichberechtigt sind. Die einen setzen sich weiter für Reformen ein, die anderen wollen ein Zeichen setzen und treten aus der Kirche aus.

Wenn Austretende das wollen, würde ich gerne mit ihnen ins Gespräch kommen. Mich interessieren ihre individuellen Gründe. Nicht aus Neugier, sondern weil sie uns etwas zu sagen haben und ich ihre Erfahrungen sehr ernst nehme. Ihre persönliche Entscheidung respektiere ich völlig, zugleich bin ich dankbar für ihr kritisches Feedback. Es ist unverzichtbar. Wir müssen als Kirche daraus lernen.

Räume für solche Begegnungen etwa im Forum am Dom zu öffnen, ist mir ein wichtiges Anliegen. Kolleg*innen in der Cityseelsorge und in Gemeinden öffnen ebenfalls Räume dafür. Auch der Bischof und weitere Mitglieder der Bistumsleitung laden zu Gesprächen mit Enttäuschten und Austretenden ein. Vor Kurzem für mehrere Stunden am Telefon im Rahmen der Aktion „Was ich noch zu sagen hätte„.

Über die Autorin

Daniela Engelhard ist Leiterin des Forums am Dom in Osnabrück. Bei der Arbeit in dieser Einrichtung der Citypastoral kommt sie mit vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt. Von Erlebnissen und Themen, die sie bewegen, berichtet sie in ihren Blogbeiträgen.

Warum noch ein Gespräch führen, werden einige sagen. Andere Austretende senden das Signal, dass sie der Glaubensgemeinschaft verbunden bleiben wollen und auch in Zukunft Gottesdienste besuchen werden. Bischof Bode sagte kürzlich: „Unsere Türen stehen weiter offen.“ Auch jene, die nicht austreten, schmerzt der Vertrauensverlust der Kirche. Sie wünschen sich vielfach einen selbstkritischeren kirchlichen Umgang mit Macht, den Zugang zu allen Ämtern für Frauen und eine veränderte Sicht auf Homosexualität.

Eine deutliche Mehrheit beim Synodalen Weg in Deutschland setzt sich mit hohem Engagement für eine erneuerte Kirche ein. Bei den letzten Synodalversammlungen war ganz deutlich ein „wind of change“ spürbar. Gute Beschlüsse wurden schon gefasst. Das stimmt mich hoffnungsvoll. Aber die hohen Kirchenaustrittszahlen sind ein Weckruf. Statt zu zaudern heißt es, beherzt die notwendigen Reformen anzugehen.