„Gottesreise“ mit Flashmob

Pilgern in Assisi
Bild: Ruth Kenkel

Samstagmorgen, ein paar unserer Leute steuern schon die Versorgungsbullis nach Hause, wir anderen – etwa 150 große und kleine Menschen mit und ohne Handicap – warten am winzigen Flughafen in Perugia auf unseren Rückflug. Assisi ist in der Ferne noch zu sehen, schweren Herzens nehmen wir Abschied. Erschöpft, aber erfüllt checken wir nach fünf gemeinsamen, aufregenden, mit Spaß ebenso wie mit Gebet, Information und Begegnung prall gefüllten Tagen ein. Geschlafen haben wir nicht viel, dafür umso mehr erlebt.

Der Flieger wird in zwei Stunden hier sein, außer uns ist kaum jemand da. Der bunte Abend klingt nach, plötzlich fangen einige an zu tanzen. Wie ging das Lied nochmal? „Ich packe Handtuch, Bikini und Schuhe ein nach Assisi.“ Häh, wieso denn einen Bikini? Passt nicht, aber reimt sich. „Ich fliege dann, schnell wie ich kann, fliege dann, schnell wie ich kann.“ Und schließlich: “Ich sehe, ich staune, ich liebe es sehr!“ In drei Gruppen geht es mit viel Schwung durch die Wartehalle. Wer jetzt noch zur Bar oder Toilette will, muss entweder warten oder mitsingen. Ein Flashmob, als hätten wir ihn lange geübt.

Über die Autorin

Martina Kreidler-Kos ist Leiterin des Osnabrücker Seelsorgeamts. Ihr liegen die großen Fragen der Kirche am Herzen – aber auch die kleinen, alltäglichen und nur scheinbar nebensächlichen Dinge.

„Wenn es Dir gut tut, dann komm!“ – diese Aufforderung des heiligen Franziskus folgten mehr als 180 Menschen aus dem Bistum Osnabrück: große und kleine Menschen mit und ohne Handicap auf ihrer Pilgerreise in Assisi.

Immer wieder kommt mir in den Sinn, was eine junge Frau mit Down-Syndrom in diesen Tagen gesagt hat, die Hände energisch in die Hüften gestemmt: „Wir sind ja hier auf einer Gottesreise!“ Recht hat sie. Und wir nehmen die Erfahrung mit, dass Gott offensichtlich gerne dort mit im Gepäck ist, wo es bunt und turbulent zugeht, wo sich nicht alles reimt, aber vieles glücklich macht. Wo nicht jede Lebensfrage aufgeht, sich nicht jedes Problem in Luft auflöst, aber Menschen einander zugewandt und hilfreich begegnen. Wo Glaube keine Extra-Angelegenheit ist, ein bisschen fad und abgehoben, sondern ansteckend, überraschend und glücksverdächtig.

Wer pilgert, wird beschenkt heißt es. Wer sich dann auch noch auf eine echte Abenteuerpilgerreise mit 182 anderen, ganz besonderen Menschen einlässt, kann sogar erleben, was es heißt, Teil eines kleinen, wenngleich gelegentlich improvisierten Wunders zu werden.

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