Gut.Katholisch.Queer

Ausstellung outinchurch
Bild: Martin Niekämper

Eine Person liegt mit dem Kopf auf einer Bibel. Eine andere tritt aus einem dunklen, düsteren Raum hinaus ins Helle. Ein Dritter steht im Altarraum einer Kirche unter leuchtenden farbigen Fenstern. Diese Personen gehören zur Initiative #OutInChurch. Zusammen mit vielen anderen outeten sie sich vor zwei Jahren in der Fernsehdokumentation „Wie Gott uns schuf“. Erstmals äußerten sich damals queere Katholik*innen und kirchliche Mitarbeiter*innen öffentlich über die eigenen Erfahrungen mit der katholischen Kirche. Sie sprachen über vielfach erlittene Ängste und Verletzungen. Bewegende Berichte, die zu Herzen gingen und mich persönlich erschüttert haben.

Nun sind viele Fotos von Beteiligten im Rahmen einer Ausstellung im Forum am Dom in Osnabrück zu sehen. Der Fotograf Martin Niekämper entwickelte die Idee, eine Porträtserie mit Mitgliedern von #OutInChurch zu gestalten und dieser Initiative durch die Fotografien ein Gesicht zu geben.

In seiner Jugendzeit war er selbst als Ministrant und Gruppenleiter in der Katholischen Kirche engagiert. Er habe queere Freunde, die in der Katholischen Kirche arbeiten, berichtet Martin Niekämper. Sie hätten immer noch Angst, sich zu outen, da sie dann berufliche Nachteile befürchteten. Das habe ihn zu diesem Projekt motiviert.

„Für eine Kirche ohne Angst“ – das ist das zentrale Anliegen von #OutInChurch. Martin Niekämper und wir vom Forum am Dom unterstützen es. Deshalb die Ausstellung: „Gut.Katholisch.Queer – für eine Kirche ohne Angst“. Wir treten ein für eine Kirche, in der jede Person, unabhängig von ihrer geschlechtlichen Identität oder Orientierung voll anerkannt ist und keinerlei Nachteile erfährt. Die Kirchliche Grundordnung wurde 2022 verändert, so dass der Kernbereich privater Lebens- und Beziehungsgestaltung nicht mehr Kriterium für eine kirchliche Anstellung ist. Darüber hinaus braucht es weitere konkrete Schritte.

Ausstellung outinchurch

40 Fotografien werden in der Ausstellung zu sehen sein. Bilder, die in ihrer Intensität berühren. Fast alle Personen lassen sich in kirchlichen Räumen oder mit christlichen Symbolen abbilden. Ein Kreuz, ein Altar, eine Bibel … was für eine Aussage. Sie outen sich als engagierte Christ*innen, die dazugehören. Sie sind ein Reichtum für die Kirche! Ein porträtierter Priester drückt es so aus: „Der Kirchraum ist für mich ein Teil meines Arbeitsplatzes. Dort feiere ich mit Menschen Gottesdienste und gehe zum Beten dorthin. Es ist für mich ein ‚energetischer Raum‘ der Begegnung mit Gott. Dort darf ich vor Gott so sein wie ich bin. Mit meinen Licht- und Schattenseiten, auch mit meiner Queerness. Daher war es für mich kein Problem mich dort fotografieren zu lassen, sondern gerade sehr passend. Nicht außerhalb der Kirche, sondern mittendrin!“

Wir freuen uns, dass wir den Porträtierten für einige Wochen im Forum einen Raum bieten dürfen. Die Bilder werden ausstrahlen und ich bin gespannt, welche Wirkungen von ihnen ausgehen. Ich wünsche mir viele interessante Begegnungen und Gespräche. Die Ausstellung ist vom 1. bis 22. Februar dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr im Forum am Dom zu sehen. Herzliche Einladung, einmal vorbeizuschauen!

Über die Autorin

Daniela Engelhard ist Leiterin des Forums am Dom in Osnabrück. Bei der Arbeit in dieser Einrichtung der Citypastoral kommt sie mit vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt. Von Erlebnissen und Themen, die sie bewegen, berichtet sie in ihren Blogbeiträgen.

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