Hartnäckig für den Frieden

Hartnäckig für den Frieden
Bild: unsplash.com, Laura Nyhius

So spricht der Herr: Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir. Gerecht ist er und Rettung wurde ihm zuteil, demütig ist er und reitet auf einem Esel, ja, auf einem Esel, dem Jungen einer Eselin. Ausmerzen werde ich die Streitwagen aus Éfraim und die Rosse aus Jerusalem, ausgemerzt wird der Kriegsbogen. Er wird den Nationen Frieden verkünden; und seine Herrschaft reicht von Meer zu Meer und vom Strom bis an die Enden der Erde.

Sachária 9,9-10

An was würden Sie denken, wenn Sie das Wort „Esel“ hören?

Nach einer kurzen Erinnerung an die Bremer Stadtmusikanten stellt sich bei mir ziemlich spontan das Bild ein, dass Esel bockig sind, dass sie sich in irgendetwas versteifen und nicht davon abbringen lassen. Das erlebe ich ab und zu bei meinen Kindern, wenn sie beispielsweise auf gar keinen Fall mit dem Spielen aufhören wollen, um zu Tisch zu kommen.  Aber ich erkenne das auch bei mir, wenn ich z.B. mit einer Idee oder einer Einschätzung so festgefahren bin, dass es in mir gar keinen Raum für alternative Lösungen oder andere Sichtweisen gibt.

So stell ich mir einen Esel vor: stur und dickköpfig!
Wieso wird in diesem prophetischen Text der messianische König genau mit diesem Tier in Verbindung gebracht?
Soll er auch bockig und hartnäckig sein?!?

Vielleicht ja!

Wie meine ich das?

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Im Gegensatz zum Pferd, das mit Krieg, Luxus und Hochmut verbunden wurde, wurde der Esel im Krieg höchstens im Tross eingesetzt (mehr zum Hintergrund hier). Was passt also besser zu einem Friedenskönig als ein für friedvolle Einsätze geeignetes Tier, das hartnäckig sein Ziel verfolgt?

Um Frieden zu schaffen, muss man immer wieder auch hartnäckig sein, und weder bei den ersten erwartbaren, noch bei unerwarteten Schwierigkeiten die eigenen Absichten aufgeben.

Also, bockig zu sein wie ein Esel ist doch nicht immer so negativ, wenn wir uns nach so idealen Zielen wie dem Frieden sehnen und dafür sogar kämpfen wollen.

Vielleicht bleibt der Friede nicht nur eine fromme Hoffnung für die Zukunft, wie im letzten Vers unseres Textes, sondern wird nach und nach Realität – sowohl in unseren alltäglichen Beziehungen als auch auf globaler Ebene, wenn wir dickköpfig und störrisch daran festhalten.

Roberto Piani