Hilfe im Familienalltag
„Das Leben in Familien ist unglaublich facettenreich“, sagt Christoph Hutter, Leiter des Referates für Ehe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsberatung (EFLE) im Bistum Osnabrück. Das fange schon damit an, dass es „die Familie“ längst nicht mehr gebe.
Familie, das sind Menschen, die ihren Alltag gemeinsam leben: Als Single, Paare oder mit mehreren Generationen; mit oder ohne Kinder; mit homo- oder heterosexueller Orientierung; als Menschen, die ihr Leben teilen wollen, oder die sich miteinander beschäftigen müssen, weil sie durch eine vorherige Beziehung und vor allem durch gemeinsame Kinder untrennbar miteinander verbunden sind.
Die Ehe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsberatung hat sich auf die Fahne geschrieben, für all diese Familien und natürlich auch für Einzelpersonen da zu sein, wenn sie in ihrem Leben Unterstützung brauchen. Und die zehn psychologischen Beratungsstellen des Bistums Osnabrück registrieren in jedem Jahr neu einen hohen Bedarf an solchen Beratungen. Im vergangenen Jahr zählten die Einrichtungen mit rund 5.800 Neuanmeldungen von Einzelpersonen und Familien einen neuen Höchststand im Vergleich zu den Vorjahren, wie aus dem jetzt vorgelegten Jahresbericht hervorgeht.
Neben der Beratung in familiären Fragen ist laut Christoph Hutter der Kontakt zu den Menschen, die von sexuellem Missbrauch in der Kirche betroffen sind, eine besondere Herausforderung für die Beratungsarbeit. Die Erschütterung durch den Missbrauchsskandal sei für viele kirchlich gebundene Menschen existenziell. Von Missbrauch Betroffene seien aber auch wichtige Zeitzeugen, „die uns ganz Wesentliches über die Kirche und ihre Abgründe erzählen können“, so Hutter. Durch die Beratungsstellen leiste das Bistum einen Beitrag zur Versorgung traumatisierter Menschen. Dazu wurden nach Angaben von Hutter zwei halbe Stellen eingerichtet, die sich der Arbeit mit traumatisierten Menschen widmen. Daneben werden vier Beraterinnen in Traumatherapie weiterqualifiziert.
Weitere Infos
Es gibt EFLE-Beratungsstellen, außerdem Beratungsstellen in Bassum, Bersenbrück, Georgsmarienhütte, Lingen, Meppen, Nordhorn, zwei in Osnabrück, Papenburg und Sulingen. In der „Offenen Tür“ in Bremen wird Familienberatung angeboten.
Hier geht’s zur Internetseite der Ehe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsberatungsstellen im Bistum Osnabrück.
Eine hohe Wertschätzung erfährt nach Angaben von Hutter die psychologische Beratung in den Krankenhäusern, die an die Therapeutischen Beratungszentren in Osnabrück und Georgsmarienhütte angebunden ist. Für den „Psychologischen und den psychoonkologischen Dienst“ sind sechs Mitarbeiterinnen täglich in Einrichtungen der Niels-Stensen-Kliniken tätig. Für die Patienten in den Kliniken sei es wichtig, in den tiefen Erschütterungen, die eine Verletzung oder eine schwere Erkrankung für sie bedeutet, niedrigschwellig und professionell begleitet zu werden, betont Hutter. Das Kooperationsmodell der Beratungsstellen mit den Niels-Stensen-Kliniken sei bundesweit in dieser Form einmalig.